Verkehrsinfrastruktur bleibt hinter wachsender Nachfrage zurück


10. September 2019
Ergebnisse der IHK-Verkehrsumfrage für Frankfurt, Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis

Nach Jahren des wirtschaftlichen Erfolgs und Bevölkerungswachstums zwischen Main und Taunus mehren sich die Zeichen einer überforderten Verkehrsinfrastruktur. In Frankfurt, aber auch in den Kommunen von Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis wächst die Verkehrsnachfrage stetig weiter – die Infrastruktur aber nicht mit.

Die Ergebnisse der IHK Verkehrsumfrage für den IHK Bezirk Frankfurt bestätigen diese Entwicklung – und legen die Probleme offen.
Frank Nagel, Vizepräsident der IHK Frankfurt, erläutert: „Die Bahnen aus dem Vordertaunus nach Frankfurt sind täglich überfüllt oder verspätet, auf den Straßen stehen Wirtschaftsverkehre und die
Mitarbeiter unserer Mitgliedsunternehmen im Stau.
Für Wirtschaftsunternehmen bedeutet dies vor allem:
Höhere Kosten und sinkende Margen.“

Während sich im Jahr 2014 noch jedes fünfte Unternehmen vom Zustand der Schieneninfrastruktur beeinträchtigt fühlte, sind es heute schon über ein Drittel der Unternehmen. Im Jahr 2014 gaben noch 35 Prozent der Befragten an, dass für ihr Unternehmen
der Neu- und Ausbau der Schienenwege wichtig sei, heute sind es mit 47
Prozent bereits knapp die Hälfte.

Im Schienenpersonenverkehr benennen die Unternehmen vor allem Verspätungen und Zugausfälle mit 86 Prozent. Zum echten Standortnachteil für Unternehmen wird zunehmend eine schlechte Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel:
Während 2014 noch 46 Prozent davon betroffen waren, geben heute bereits 58 Prozent die schlechte Anbindung als Problem an.
Nagel führt aus: „Gewerbegebiete, vor allem das prozierende Gewerbe wurde bei der Ausbauplanung des ÖPNV weitgehend außen
vor gelassen. Heute rächt sich, dass wichtige Gewerbestandorte wie Eschborn, Bad Homburg, Frankfurt-Rödelheim oder Frankfurt-Fechenheim nur wenige Direktverbindungen in die Nachbarkommunen aufweisen“.

Auch im Güterverkehr verschärft sich die Situation, die Transportbranche hat mehr denn je mit unzureichenden Angeboten bei der Schienenlogistik zu kämpfen: Heute kennen 38 Prozent das Problem, vor fünf Jahren waren es nur 23 Prozent. „Die Verlader und Logistiker wollen auf die Schiene, werden aber aufgrund der fehlenden Planbarkeit und Kapazitäten immer wieder auf die Straße gedrängt. Nur durch einen
Ausbau der Schienenwege, Gleisanschlüsse und Terminals werden wir das Problem lösen können“, so Nagel.
Zudem erkennen immer mehr Unternehmen die Notwendigkeit einer funktionierenden Straßeninfrastruktur: Im Jahr 2014 gaben 66 Prozent eine Abhängigkeit von der Straße an, heute sind es 74 Prozent. Gleichzeitig bemängeln die Unternehmen das kommunale Straßennetz in Frankfurt, Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis: 65 Prozent nennen den Zustand schlecht oder sehr schlecht. Im Fokus sind hier vor allem
Brücken- und Straßensperrungen, deren Bedeutung von 70 auf 75 Prozent zugenommen hat.
„Die Betroffenheit durch Straßen- und Brückensperrungen ist der ultimative Handlungshinweis für die Politik“, so Nagel.
„Die Investitionen für Straßen und Schienen sollten nun kräftig erhöht werden, allein in Frankfurt fehlen 65 Millionen Euro zur Sanierung
der Industriestraßen für die kommenden Jahre“. Nagel fordert für die Region FrankfurtRheinMain eine breite politische Debatte zum Ausbau der Verkehrswege, um die Zukunftsfähigkeit der Region nicht zu gefährden.
Hintergrund:
Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main bündelt die Interessen von rund 110.000 Mitgliedsunternehmen in Frankfurt, Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Die IHK-Verkehrsumfrage wurde im Frühjahr 2019 durchgeführt. An ihr haben sich rund 400 Unternehmen unterschiedlichster Branchen beteiligt.