Corona-Pandemie sorgt für dramatischen Konjunktureinbruch


26. Mai 2020
Nach der stets überdurchschnittlichen Entwicklung der letzten acht Jahre stürzt die regionale Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie regelrecht ab. Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt um 49 auf 66 Punkte und unterbietet damit den bis dato tiefsten Wert von 75 Punkten, der in der Finanzkrise im Frühsommer 2009 erreicht wurde, wie die IHK-Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2020 zeigt. Die Umfrage wurde im Zeitraum 20. April 2020 bis 18. Mai 2020 durchgeführt. Die Beantwortung der Fragen erfolgte demnach unter dem Eindruck der ersten Lockerungen.
Die aktuelle Geschäftslage und vor allem die Geschäftserwartungen befinden sich tief im negativen Bereich. Nur noch jedes fünfte Unternehmen berichtet von einer guten Lage (Vorumfrage: 41 Prozent), 41 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Auf die kommenden Monate blickt lediglich jedes zehnte Unternehmen optimistisch, mehr als die Hälfte (55 Prozent) erwartet eine ungünstigere Entwicklung.
Das Herunterfahren der Wirtschaft wirkt sich auf die Investitions- und Beschäftigungsplanungen der Unternehmen aus. Jedes zweite Unternehmen will in Zukunft weniger investieren, fast jedes dritte Unternehmen rechnet mit Entlassungen. Die international ausgerichtete regionale Wirtschaft leidet besonders unter den aktuellen Entwicklungen. Zwei von drei exportierenden Unternehmen rechnet daher mit einem fallenden Exportvolumen in den nächsten zwölf Monaten.
Befragt nach den Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, sorgen sich die Unternehmen vor allem um eine anhaltend niedrige Inlandsnachfrage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Beide Risiken erleben im Vergleich zur Vorumfrage einen sprunghaften Anstieg. Zwei von drei beziehungsweise drei von fünf Unternehmen nennen sie. Das ehemalige Risiko Nummer eins Fachkräftemangel rückt in seiner Bedeutung zurück. Wurde es in der Vorumfrage von jedem zweiten Unternehmen genannt, ist es aktuell etwas weniger als jedes dritte Unternehmen. In der Krise gewinnen die Unternehmensfinanzierung und auch die Auslandsnachfrage deutlich an Bedeutung. So verdoppelt sich etwa die Nennung der Unternehmensfinanzierung nahezu von zehn auf 19 Prozent.
Die Unternehmen wurden auch zu den Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung im laufenden Jahr befragt. Selbst unter dem Eindruck der ersten Lockerungen bleiben die Unternehmen äußert skeptisch. Sieben von zehn Unternehmen erwarten gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrückgang. Jedes zweite Unternehmen erwartet sogar einen Umsatzrückgang von mehr als zehn Prozent, jedes fünfte von bis zu zehn Prozent. Keinen Rückgang oder gar eine Umsatzsteigerung sehen nur 13 beziehungsweise vier Prozent entgegen. 13 Prozent der Unternehmen konnten noch keine Einschätzung abgeben.
Um die wirtschaftliche Dynamik wieder zu entfachen, sind neben den bereits beschlossenen Lockerungen weitere Erleichterungen notwendig. „Insbesondere in der weiteren Wiedereröffnung von Schulen und Kitas sehen wir eine hohe Notwendigkeit, damit die Fachkräfte in die Unternehmen zurückkehren können. Auch die Reduzierung von Überregulierung und steuerliche Anreize helfen dabei, einen nachhaltigen Aufholprozess in Gang zu setzen. Diskussionen über eine Erhöhung der Unternehmenssteuern verunsichern in der aktuellen Situation nur zusätzlich“, so Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main.
Zum Hintergrund: Die IHK Frankfurt am Main befragt dreimal jährlich rund 3.000 Mitgliedsunternehmen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt am Main zur aktuellen Lage und ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, sind im Konjunkturbericht der IHK Frankfurt am Main erläutert. Er steht unter folgendem Link zum Download bereit: www.frankfurt-main.ihk.de/konjunkturbericht