Eschborns Wirtschaft trotzt der Corona-Krise


12. Juni 2020
Bei der Überwindung der Corona-Pandemie tragen die finanzstarken Kommunen eine besondere Verantwortung für die Wirtschaft und die Sicherung der lokalen und regionalen Infrastruktur. Bei einem Gespräch von Mitgliedern des Präsidiums der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main mit Adnan Shaikh, Bürgermeister der Stadt Eschborn, wiesen beide Seiten darauf hin, dass die Wirtschaftsstruktur von Eschborn unter anderem von großen Finanz- und Digitalunternehmen geprägt ist, deren Geschäftsmodelle sich auch in der Krise als recht widerstandsfähig erwiesen haben. „Der Verzicht auf eine Anhebung des Gewerbesteuerhebesatzes ist in dieser Situation eine notwendige positive Aussage für die Gewerbetreibenden und eine Grundlage für den Erhalt von Unternehmensstandorten und Arbeitsplätzen“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main.
Finanzkräftige Kommunen wie Eschborn sollten gerade jetzt eine tragende Rolle in der Entwicklung der Infrastruktur einnehmen, sagte Caspar. Wichtig sei aus Sicht der IHK daher, dass neben dem weiteren Angebot von Gewerbeflächen auch Bauland für Wohnen entwickelt werde. „Die Vorhaben zur Baulandausweisung, die im Rahmen des Masterplans Eschborn 2030+ im Gespräch sind, unterstützen wir sehr, weil sie zur Sicherung von günstigem Wohnraum für die Fachkräfte in unserer Region beitragen“, sagte Caspar. Zugleich warb er für eine gemeinsame Entwicklung von Baugebieten durch Eschborn und Frankfurt im Frankfurter Nordwesten. „Die Verantwortung liegt bei jeder Kommune, zügig Bauland auszuweisen. Statt sich bei angrenzenden Gebieten gegenseitig zu behindern, solle man eine gemeinsame Entwicklung zum Vorteil der Metropolregion anpacken.“
Bürgermeister Shaikh betonte seinerseits, dass er verstärkt auf eine gute interkommunale Zusammenarbeit auf Augenhöhe setze. Die Ausweisung von Bauland müsse mit Augenmaß geschehen und der neue Stadtteil im Frankfurter Nordwesten auf das Gebiet östlich der A5 beschränkt bleiben.
Caspar und Shaikh äußerten sich zufrieden mit den Maßnahmen, die Bund und Land zur Überwindung der Corona-Krise ergriffen haben.
Eine Befragung unter den Eschborner Gewerbetreibenden im Mai habe ergeben, dass die Betriebe wegen der Corona-Krise nicht so gravierende Einschnitte verzeichneten, berichtete Shaikh. „Wir fahren derzeit auf Sicht und hoffen, dass sich der Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen durch die Krise für die Stadt Eschborn in Grenzen halten wird“, so Bürgermeister Shaikh. Er bekräftigte erneut seine Absicht, den Gewerbesteuerhebesatz stabil zu halten.  
Bei allen negativen Folgen der Coronakrise zeichneten sich für Bürgermeister Shaikh auch Aspekte ab, denen er durchaus Positives abgewinnen könne: So werde man Erfahrungen aus der Krise nutzen, um die nun stärker vorangeschrittene Digitalisierung und die Arbeitsplatzflexibilität weiter auszubauen. Beispielsweise werde er sich als Verwaltungschef dafür einsetzen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nach der Krise die Möglichkeit bekommen, verstärkt und zielgerichtet im Homeoffice zu arbeiten. Die Verkehrsentlastung sei in den vergangenen Krisenmonaten deutlich messbar gewesen.
IHK-Vizepräsident Klaus-Stefan Ruoff begrüßte, dass die Stadtverwaltung die Belange der Gastronomie in der Krise besonders intensiv im Auge gehabt und einen engen Draht zu den Betreibern gehalten habe. „Mit Aktionen wie „#ausliebezueschborn“ und ich-will-helfen@eschborn.de hat die Stadt Impulse gegeben, um die Verbundenheit der Menschen und Gewerbetreibenden in der Stadt zu stärken und damit einen Spirit zu schaffen, der als weicher Faktor hoffentlich langfristig positiv für den Standort wirkt.“
IHK-Vizepräsident Frank Nagel wies auf die Notwendigkeit zum weiteren Ausbau der Straßen-Anbindungen Eschborns hin.  Nach Fertigstellung der neuen Autobahnabfahrt Düsseldorfer Straße, beziehungsweise der Verbreiterung der Sossenheimer Straße müsse die Planung für mehr Kapazitäten auch für den motorisierten Individualverkehr weitergehen, um nicht zu Engpässen in der Versorgung mit Dienstleistungen und Logistik zu kommen.
Eschborns Bürgermeister Adnan Shaikh plädierte für ein integriertes, intelligentes und zukunftsweisendes Verkehrskonzept, das sowohl den motorisierten Individualverkehr als auch den Ausbau des ÖPNV und des Radwegenetzes im Blick hat.
Um die Attraktivität der Unternehmen vor Ort für Fachkräfte zu erhalten, brauche die Pendlerhochburg Eschborn auch eine weitere Stärkung des ÖPNV und dabei auch der tangentialen Verbindungen, stimmten Nagel und Shaikh überein. Der Anschluss der Regionaltangente West sei dafür laut Nagel ein erster Schritt, aber auf Dauer wahrscheinlich nicht ausreichend. Als Pendlerzentrum sollte Eschborn neben Frankfurt mit hoher Bedeutung in die regionale Verkehrsplanung eingebunden werden. „In einem Masterplan für die Mobilität in der Metropolregion bekommt Eschborn eine zunehmende Bedeutung.“