Sanierungsstau in Frankfurt und der Region


12. November 2020
Die Präsidenten der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main und der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main haben bei einem gemeinsamen Ortstermin im Frankfurter Ortsteil Ostend auf den teilweise maroden Zustand der Industriestraßen in der Region hingewiesen. „Mitglieder melden sich immer wieder bei uns, die von Schlaglöchern in Gewerbe- und Industriegebieten berichten. Investitionen in die Instandhaltung und Pflege der Straßenbeläge sind offenbar über viele Jahre hinweg vernachlässigt worden, obwohl die Stadt Frankfurt am Main sich klar zur Instandhaltung und Sanierung von Industriestraßen und ihrer Rolle als verantwortlicher Baulastträger bekannt hat“, sagt Bernd Ehinger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. „Auch das Thema Industriestraßen sollte in den geplanten Prozess eines Strategischen Masterplan zur Verkehrsinfrastruktur und Mobilität für Frankfurt mit einfließen. Handwerk und Gewerbe sollten hier frühzeitig eingebunden werden. Industriestraßen haben eine wichtige Funktion in einem nachhaltigen, multimodalen Güterverkehrskonzept, da sie nicht nur Schwerlastverkehre bündeln, sondern auch die Verknüpfung mit dem Schiffs- und dem Schienenverkehr sicherstellen. Dadurch haben sie auch eine Entlastungsfunktion für andere Straßen.“
Straßen müssten starke Belastungen aushalten und ausreichend dimensioniert sein, beispielsweise der Schwerlasttransporte wegen. „Gleichzeitig werden in Frankfurt empfindliche Produkte hergestellt und zu den Kunden transportiert. Ein gesicherter und störungsfreier Warentransport wird durch den schlechten Straßenzustand erschwert“, so Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main. 2017 habe die Stadt ein Investitionsprogramm zur Sanierung von Industriestraßen vorgestellt, dessen Gesamtvolumen anhand des bestehenden Sanierungsbedarfs mit rund 75 Millionen Euro beziffert wurde. „Leider ist seither diesbezüglich aber zu wenig geschehen“, so Caspar. „Wenn man sich anschaut, wie hoch die Investitionen in die Sanierung in den letzten drei Jahren waren, wird es bei gleichbleibendem Tempo noch Jahrzehnte dauern, bis der bestehende Sanierungsstau abgearbeitet ist. Dabei noch nicht berücksichtigt ist der Sanierungsbedarf, der in den kommenden Jahren noch entstehen wird. Dies beeinträchtigt die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes“, sagt Caspar. Nun gelte es, trotz der coronabedingten Einnahmenrückgänge bei der Stadt dennoch Spielräume zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes zu schaffen und die nötigen Sanierungen im Blick zu behalten.
Die beiden Vollversammlungen der Wirtschaftskammern hatten in diesem Jahr ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet und die Forderung nach einer Verkehrs- und Mobilitätsplanung über alle Verkehrsmittel hinweg bekräftigt. Thematisiert werden sollten aus Sicht der Wirtschaft beispielsweise Themen wie Parken, digitale Verkehrsoptimierung oder Ausbau des ÖPNV in der Region. „Alle Themen, die unsere Mitglieder, sowie Unternehmer und Arbeitnehmer im Handwerk beschäftigen, werden wir auch in den kommenden Monaten verstärkt an die Entscheider weitergeben“, so Ehinger abschließend.