Erneuter Lockdown bremst Erholungskurs der Wirtschaft

„Die erneuten wirtschaftlichen Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie und deren Verschärfung lassen die wirtschaftliche Erholung in der Region auf der Stelle treten. Ohne die stabilisierende Wirkung der Industrie würden wir uns bereits wieder im Abschwung befinden“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage. Der IHK-Geschäftsklimaindex verbleibt bei 96 Punkten und liegt demnach weiterhin unter der 100-Punkte-Marke, die den Bereich zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung markiert.
Die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen entwickelten sich unterschiedlich. Der Saldo der Geschäftslage setzt seinen Weg der Erholung – wenn auch mit deutlich geringerer Geschwindigkeit – fort. Er steigt um fünf auf minus zwei Punkte. Die in der Vorumfrage besonders steil gestiegenen Geschäftserwartungen erfahren hingegen einen jähen Dämpfer. Mit Blick auf die zunehmende Dauer der wirtschaftlichen Beschränkungen sinkt der Saldo der Geschäftserwartungen um fünf auf minus sieben Punkte.
Die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen stocken angesichts dieser Entwicklung ebenfalls. In beiden Bereichen lassen sich nur noch geringe Verbesserungen gegenüber der Vorumfrage feststellen. Insgesamt bleiben sowohl die Investitionsabsichten als auch die Beschäftigungspolitik weiterhin im negativen Bereich. Ein Lichtblick sind die weiter gestiegenen Exporterwartungen – getrieben vor allem von der exportorientierten Industrie. Der Saldo der Exporterwartungen steigt nochmals deutlich und liegt wieder im positiven Bereich.
Befragt nach den größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten nennen die Unternehmen vor allem eine weiterhin beeinträchtigte Inlandsnachfrage (61 Prozent). An zweiter Stelle stehen mit 57 Prozent erneut die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Hierunter werden besonders oft die wirtschaftlichen Beschrän-kungen im Zuge der Corona-Pandemie genannt. Der an dieser Stelle der Vorumfrage oft befürchtete zweite Lockdown ist derweil eingetreten. Mit zunehmender Dauer der wirtschaftlichen Beschränkungen nimmt auch die Sorge vor potentiellen Forderungsausfällen im Zuge eines erhöhten Insolvenzgeschehens und dauerhaft höheren Unternehmenssteuern zur Finanzierung der umfangreichen Hilfen zu.
„Die zuletzt zu einem harten Lockdown weiter verschärften wirtschaftlichen Beschränkungen gehen vielen regionalen Unternehmen endgültig an die Substanz. Eine Ausweitung auf die Industrie würde dem derzeitigen Stabilitätsanker der Wirtschaft den Boden entziehen. Wir benötigen insgesamt eine nachvollziehbare Strategie, auf die sich die Unternehmen einstellen können. Die Branchen, deren Geschäft durch Verordnung geschlossen ist, brauchen eine verlässliche Perspektive. Alle Teile der Wirtschaft befolgen seit Beginn der Pandemie die Vorgaben mit umfangreichen Hygienekonzepten und haben – soweit im Betriebsablauf möglich – auf Homeoffice umgeleitet. Diese Anstrengungen dienen dem weitestmöglichen Erhalt von Leistungsfähigkeit und Arbeitsplätzen. Die negativen Werte in der IHK-Umfrage zu den Geschäftserwartungen zeigen, wie groß die Fragezeichen dazu sind wie es weiter geht“, so Caspar abschließend.
Zum Hintergrund: Die IHK Frankfurt am Main befragt dreimal jährlich rund 3.000 Mitgliedsunternehmen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt am Main zur aktuellen Lage und ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, sind im Konjunkturbericht der IHK Frankfurt am Main erläutert. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 15. Dezember 2020 bis zum 18. Januar 2021 durchgeführt.
Der Bericht steht unter folgendem Link zum Download bereit:
www.frankfurt-main.ihk.de/konjunkturbericht