Intakte Geschäftsstraßen erhalten und fördern


4. März 2021
Bei einem gemeinsamen Pressetermin haben sich die Präsidenten der beiden Wirtschaftskammern einen aktuellen Eindruck der Verkehrsführung rund um die Hochstraße und den Oederweg verschafft. Die IHK Frankfurt am Main und die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main fordern die Stadt Frankfurt auf, bei der Umgestaltung von Geschäftsstraßen die Belange der Wirtschaft stärker zu berücksichtigen.
„Die Einzelhandels- und Handwerksstrukturen in Frankfurt sind das Ergebnis jahrelanger Bemühungen der Gewerbetreibenden vor Ort. Sie können jedoch binnen eines Jahres erheblichen Schaden erleiden“, so Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt. „Die Hochstraße ist ein gutes Beispiel für eine eindimensionale verkehrspolitische Maßnahme, die die Bedingungen für die Einzelhändler verschlechtert. Statt Kundenparkplätzen gibt es nun einen Radweg, der kaum genutzt wird.“
Caspar weiter: „Beim Oeder Weg und Grüneburgweg bahnen sich noch größere Probleme an. Die geplanten Straßensperrungen und die Wegnahme von Parkplätzen auf beiden Straßen verschlechtern die Erreichbarkeit der Unternehmen für Kunden, die mit dem Kfz anreisen. Sie verlängern außerdem die Fahrwege mit negativen Auswirkungen auf die Luftreinheit.“   Das Verkehrsdezernat der Stadt Frankfurt nenne den Oeder Weg in seinen Plänen eine ‚zentrale Geschäftsstraße‘ – und möchte diese weitestgehend vom Autoverkehr abhängen. „Es liegt auf der Hand, dass die Zentralität des Oeder Wegs durch Sperrungen nicht verbessert wird, sondern den Bestand des vorhandenen Einzelhandels gefährdet.“
Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main sagte:
„Im Bereich der Hochstraße, aber auch im Bereich Oederweg entwickeln sich die Themen leider in eine Richtung, auf die wir als Wirtschaftskammern im vergangenen Jahr immer hingewiesen haben. Handwerksunternehmen spiegeln uns immer wieder sehr eindringlich, dass im Vorfeld verschiedener Maßnahmen nicht ausreichend mit den betroffenen Unternehmern gesprochen wurde. Unsere Handwerksbetriebe müssen liefern, Kunden empfangen und Lieferungen erhalten können. Und Arbeitnehmer im Handwerk müssen auch zu ihren Arbeitsstellen kommen. Und: Wir müssen die Region mitdenken.“
Haus erinnerte die Stadt an das Versprechen, einen Gesamtverkehrsplan unter Beteiligung aller notwendigen Akteure, also auch der Wirtschaftskammern, zu initiieren: „Selbstverständlich braucht es einen Gesamtverkehrsplan, der alle Verkehrswege berücksichtigt. Fahrrad, ÖPNV - aber auch das Auto. Funktionierende Geschäftsstraßen bzw. Einkaufsstraßen in Stadtteilen müssen in die Überlegungen zu einem Gesamtverkehrsplan einfließen. Wir fordern zudem eine transparente Kommunikation dahingehend, wie sie die unterschiedlichen Bereiche der Wirtschaft in 
den Masterplanprozess einbinden will und wie die zugesagten Fördermittel eingesetzt werden sollen.“
Im vergangenen Jahr haben die Vollversammlungen beider Wirtschaftskammern ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet.
„Unsere Lage hat sich seit der Markierung des Radwegs auf der Hochstraße deutlich verschlechtert“, so Carolin Giessen vom Kunsthandel Julius Giessen in der Hochstraße 48. „Zum einen fehlen dringend benötigte Stellplätze für Kunden und Lieferanten, zudem haben wir ein Problem der Verkehrssicherheit bekommen. Fahrzeuge, die notgedrungen auf dem Bürgersteig parken, gefährden den Fußverkehr an der Hochstraße.“
Giessen ergänzt: „Wir müssen auch sperrige und zerbrechliche Gegenstände an-liefern wie Bilder und Bilderrahmen. Dies ist vom Opernplatz oder der Großen Bo-ckenheimer Anlage mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden.“
Goran Djukic, Geschäftsführer von Liebesdienste Home Interior, erläutert die Situation der Gewerbetreibenden am Oeder Weg: „Der Einzelhandel im Oeder Weg ist darauf angewiesen, dass die Kunden auch mit dem Auto anreisen können. Sie stellen einen wichtigen Teil unserer Kundschaft und können nicht von jetzt auf gleich durch andere Kunden ersetzt werden. Deshalb ist für funktionierende Geschäfts-straßen eine direkte Erreichbarkeit mit dem Auto wichtig.“
„Als Gewerbetreibende möchten wir die Konzepte gemeinsam mit der Stadt erarbeiten“, so Djukic. „Das Verkehrsdezernat hat aber anscheinend kein Interesse daran, Änderungen in den vorgestellten Plänen vorzunehmen. Es werden zwar Pläne für die Straßen ausgelegt, aber Ideen und Änderungen sind unerwünscht.“