Erste Wolken am Konjunkturhimmel


24. Juli 2019
Die Unsicherheiten auf den Weltmärkten sind auch in der Region angekommen, doch der Mittelstand im IHK-Bezirk Frankfurt am Main (Stadt Frankfurt, Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis) kann noch gut Paroli bieten: „Etwa 90 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten oder zumindest zufriedenstellenden Geschäftslage. Im Vergleich zum Vorjahr wird die Lage damit zwar schlechter eingeschätzt – aber immer noch auf sehr hohem Niveau“, kommentiert Antje-Imme Strack, Vorsitzende des IHK-Ausschusses Kleine und Mittlere Unternehmen, die Zahlen aus dem jetzt erschienenen Mittelstandsbericht.
Die Erwartungen an die kommenden Monate haben die Unternehmen jedoch recht deutlich korrigiert. Der Erwartungsindikator fällt im zweiten Jahr in Folge auf aktuell neun Punkte. „Die Verunsicherungen durch den offenen Ausgang des Brexit und die internationalen Handelsstreitigkeiten gehen am regionalen Mittelstand nicht spurlos vorbei. Aber: Zwei Drittel der Unternehmen erwarten eine Fortsetzung der aktuellen Geschäftslage. Das ist ein erfreulicher Wert bei der derzeit alles in allem noch guten Lage“, so Strack weiter.
„Rund 22 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen wollen Beschäftigung auf, nur etwa zehn Prozent abbauen“, fährt Strack fort. Der Stellenaufbau im IHK-Bezirk Frankfurt am Main würde dann in das vierzehnte Jahr gehen. Seit 2006 entstehen im IHK-Bezirk jährlich neue Jobs. Immer deutlicher wird jedoch die Kehrseite des Beschäftigungsaufbaus. „Die Besetzung der freien Stellen wird immer schwieriger: Etwa 55 Prozent der Unternehmen sprechen vom Fachkräftemangel als Risiko für die weitere Geschäftsentwicklung. Vor fünf Jahren nannten nur rund 38 Prozent der Unternehmen diesen Punkt. Personalausfälle oder -engpässe stellen kleine und mittlere Unternehmen vor größere Herausforderungen als Großunternehmen. Die Stellenbesetzung läuft grade in kleinen Betrieben direkt über die Geschäftsführung und bindet somit Kapazitäten.“
Neben den schon spürbaren Fachkräfteengpässen steht der Mittelstand vor weiteren Herausforderungen: Die Chancen der Digitalisierung können nur mit zukunftsfesten Leitungen, die unterbrechungsfrei hohe Geschwindigkeiten sicherstellen können, realisiert werden. Dabei müssen nicht nur die Gewerbegebiete in den Blick genommen werden, sondern auch die Haushalte. „Gerade kleine Unternehmen sind häufig eben nicht in den Gewerbegebieten zu finden. Darüber hinaus wird die Arbeitswelt immer flexibler und mobiles Arbeiten häufiger eingefordert. Beschäftigte benötigen auch an ihrem Wohnort schnelles Internet“, so Strack weiter.
Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Dazu gehört neben der Vermeidung von Handelsstreitigkeiten auch der Abbau von bürokratischen Belastungen. Gerade kleine Unternehmen verfügen nicht über Spezialabteilungen, die sich um rechtliche Fragen oder Personalangelegenheiten kümmern könnten. Für Formulare, Genehmigungen oder Meldungen ist daher häufig die Geschäftsführung verantwortlich. Dabei geht Zeit verloren, die nicht in das tägliche Geschäfts investiert werden kann.
Um die Position der kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region zu stärken, bündelt die IHK Frankfurt am Main die Stimme des Mittelstands im IHK-Ausschuss Kleine und Mittlere Unternehmen. In drei Ausschusssitzungen pro Jahr berichten Experten über aktuelle Themen die Mittelständler bewegen. Unternehmen, die Interesse an einer Teilnahme haben, melden sich bei Sebastian Trippen, E-Mail s.trippen@frankfurt-main.ihk.de.
Einmal im Jahr veröffentlicht die IHK Frankfurt am Main den Mittelstandsbericht, der die Ergebnisse der Konjunkturumfrage im Frühsommer explizit nach Größenklassen ausweist. Den kompletten IHK-Mittelstandsbericht 2019 finden Sie unter folgendem Link: www.frankfurt-main.ihk.de/mittelstandsbericht (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1727 KB)