Methodik und Modell
Hier finden Sie wichtige Definitionen und Erläuterungen zur Methodik und dem Modell des IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitors Frankfurt am Main. Zu folgenden Fragen finden Sie hier die passenden Antworten:
- Was ist der IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitor?
- Wie werden die Beschäftigungsentwicklungen von Fach- und Arbeitskräften analysiert?
- Wie wird der Fachkräfteengpass gemessen?
- Wie unterscheiden sich die Indikatoren Beschäftigungsentwicklung und unbesetzte Stellen?
- Was genau ist das GWS-Modell?
- Auf welchen Daten basiert die Modellierung?
Was ist der IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitor?
Der IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitor ist ein Analyseinstrument, das fundierte Prognosen zur zukünftigen Entwicklung des Arbeitsmarktes liefert. Die Ergebnisse sind differenziert nach Branchen, Berufsgruppen und IHK-Bezirken. Der Monitor soll Unternehmen dabei unterstützen, frühzeitig potenzielle Fach- und Arbeitskräfteengpässe zu erkennen.
Dabei bietet der Monitor Entscheidungshilfen zu den folgenden Fragestellungen:
Dabei bietet der Monitor Entscheidungshilfen zu den folgenden Fragestellungen:
- Wie würde sich die wirtschaftliche Entwicklung ohne Arbeitsmarkthemmnisse (also dem Fach- und Arbeitskräftemangel) darstellen?
- Wo, in welchen Berufen und in welchem Umfang, könnten Engpässe am Arbeitsmarkt entstehen?
Die Ergebnisse schaffen eine datenbasierte Grundlage für Personalstrategie, Aus- und Weiterbildung sowie weiteren Maßnahmen zur Fach- und Arbeitskräftesicherung.
Abgrenzung von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage
Der IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitor betrachtet den gesamten Arbeitsmarkt gemäß der Definition der Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Dieser wird in den Arbeitskräftebedarf und das Arbeitskräfteangebot unterteilt.
Der Arbeitskräftebedarf besteht demnach aus der Zahl der Erwerbstätigen:
Der Arbeitskräftebedarf besteht demnach aus der Zahl der Erwerbstätigen:
- Beschäftigte +
- Selbstständige +
- Beamte +
- Soldaten
Das Arbeitskräfteangebot wiederum setzt sich zusammen aus den Erwerbspersonen, also Personen im erwerbsfähigen Alter, die einer bezahlten Arbeit nachgehen oder auf Arbeitssuche sind.
Wie werden die Beschäftigungsentwicklungen von Fach- und Arbeitskräften analysiert?
Der IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitor betrachtet die zukünftige Entwicklung des Arbeitsmarktes auf Basis von zwei Projektionen. Diese zeigen, wie sich der Bedarf an Fach- und Arbeitskräften bis zum Jahr 2035 entwickeln könnte.
Zwei Projektionen – zwei Zukunftsbilder
- Basisprojektion: Diese Projektion zeigt die wirtschaftliche Entwicklung unter heutigen Bedingungen und absehbaren Veränderungsprozessen – also mit bestehenden Fach- und Arbeitskräfteengpässen am Arbeitsmarkt. Sie gilt als realistischstes Szenario, da sie davon ausgeht, dass Fach- und Arbeitskräftemangel weiterhin bestehen und die wirtschaftliche Entwicklung einschränken.
- Entwicklung ohne Engpässe: Diese Projektion zeigt eine hypothetische Entwicklung, in welcher absehbare Veränderungsprozesse berücksichtigt werden und bei der angenommen wird, dass keine Fach- und Arbeitskräfteengpässe bestehen. Die Wirtschaft könnte sich hier voll entfalten, da ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht.
Durch den Vergleich beider Szenarien wird deutlich, wo und in welchem Umfang Engpässe entstehen könnten – differenziert nach Branche, Beruf und Qualifikationsniveau.
Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts bis 2035
Die Gesamtentwicklung auf dem Arbeitsmarkt weist aus, wie viele der heute Erwerbstätigen bis zum Jahr 2035 in Rente gehen. Die Renteneintrittszahlen sind auf Basis einer Sonderauswertungen der Beschäftigtenhistorik der GWS approximiert. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei 65 Jahren liegt. Für die relative Betrachtung sind die Erwerbstätigenzahlen aus 2023 gegenübergestellt.
Der erwartete Zugang von Erwerbstätigen ergibt sich aus der Projektion der „erwarteten Entwicklung mit Engpässen“. Er beschreibt die Zahl der Erwerbstätigen, die bis zum Jahr 2035 hinzukommen werden und somit auch die Zahl der besetzten Arbeitsplätze. Dabei ist zu berücksichtigten, dass nicht alle Arbeitsplätze mit der Verrentung nachbesetzt werden müssen. Teilweise verfallen Arbeitsplätze und teilweise entstehen neue Arbeitsplätze, die es vorher nicht gab. Ursächlich hierfür können die konjunkturelle Lage der Branche, aber auch der technologische Wandel sein, der bestimmte Aufgaben obsolet werden lässt.
Der potenzielle Zugang von Erwerbstätigen ergibt sich aus der Projektion „Entwicklung ohne Engpässe“. Er beschreibt die Zahl der Erwerbstätigen, die bis zum Jahr 2035 hinzukommen könnten, wenn die wirtschaftliche Entwicklung nicht durch Fach- und Arbeitskräftemängel gehemmt wäre.
Erwerbstätige nach Branchen
Für die Analyse der Branchenentwicklungen werden die Erwerbstätigenzahlen in 37 Wirtschaftszweigen ausgewertet. Die Einteilung erfolgt gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 des Statistischen Bundesamtes.
- Für die Bundesländer liegen vollständige Erwerbstätigenzahlen vor.
- Für die IHK-Regionen werden Beschäftigtenzahlen verwendet, da für Erwerbstätige keine Daten in vergleichbarer Tiefe vorliegen.
Die Modellierung der Regionen erfolgt top-down: Das heißt, die bundesweiten Entwicklungen werden auf regionaler Ebene heruntergebrochen. Folglich finden sich die Entwicklungen auf dem gesamten Arbeitsmarkt gemäß ILO-Definition in den Projektionen der Beschäftigtenzahlen wieder.
Erwerbstätige nach Berufen
Die berufliche Entwicklung wird nach 144 Berufsgruppen analysiert – basierend auf der Klassifikation der Berufe 2010 der Bundesagentur für Arbeit. Diese werden zusätzlich in vier Anforderungsniveaus unterteilt:
- Helfer: Helfer- und Anlerntätigkeiten
- Fachkräfte: Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
- Spezialisten: Komplexe Spezialistentätigkeiten
- Experten: Hoch komplexe Tätigkeiten
Auch hier gilt: Für Bundesländer werden Erwerbstätigenzahlen ausgewertet und für IHK-Regionen wird auf Beschäftigtenzahlen zurückgegriffen. Die Modellierung erfolgt ebenfalls top-down und somit finden sich die Entwicklungen auf dem gesamten Arbeitsmarkt gemäß ILO-Definition in den Projektionen der Beschäftigtenzahlen wieder.
Wie wird der Fachkräfteengpass gemessen?
Ein zentraler Indikator im IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitor ist die Zahl der unbesetzten Stellen. Sie zeigt, wie viele Stellen in der ausgewählten Region nicht besetzt werden können, obwohl Unternehmen aktiv nach Personal suchen. Damit macht sie den Engpassdruck am Arbeitsmarkt sichtbar.
Die unbesetzten Stellen werden bis 2035 fortgeschrieben und hängen von zwei Faktoren ab:
- Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften (nachfrageseitige Wirkung), wie sie entstehen würde, wenn es keine Engpässe gäbe – also, wenn ausreichend qualifiziertes Personal verfügbar wäre und die Wirtschaft sich ohne Fach- und Arbeitskräfteengpässe entfalten könnte. Wenn kein Engpass vorliegt, steigt auch die Anzahl an zu besetzenden Stellen und somit der Druck auf die reelle Engpasslage.
- Tatsächliches Angebot an Fach- und Arbeitskräften (angebotsseitige Wirkung), unter der Annahme, dass der Engpass bestehen bleibt – etwa durch demografischen Wandel, geringe Erwerbsbeteiligung oder fehlende Qualifikationen. Wenn der Engpass weiterhin vorliegt, sinkt die Anzahl an verfügbarem Personal und somit steigt der Engpassdruck weiter.
Die Projektion der unbesetzten Stellen im Monitor sind das Ergebnis beider Wirkungen: Sie zeigen, wie viele Stellen nicht besetzt werden können, obwohl sie entstehen würden und aktiv gesucht werden – aber das Personal fehlt.
Datengrundlage: IAB-Stellenerhebung
Die Datengrundlage stammt aus der Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dabei handelt es sich um eine repräsentative Befragung von Unternehmen und Verwaltungen in ganz Deutschland. Erfasst wird das gesamtwirtschaftliche Stellenangebot in Deutschland - inklusive aller offenen Stellen, unabhängig davon, ob sie der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wurden oder nicht.
Regionale und berufliche Zuordnung
Um regionale und berufsspezifische Engpässe zu analysieren, werden zusätzlich die gemeldeten Arbeitsstellen der Bundesagentur für Arbeit genutzt. Diese ergänzen die IAB-Daten und ermöglichen eine Zuordnung nach Berufen und Regionen. Die im Monitor angegebene Zahl unbesetzter Stellen basiert auf dem gleitenden Durchschnitt der letzten vier Quartale.
Wie unterscheiden sich die Indikatoren Beschäftigungsentwicklung und unbesetzte Stellen?
Beide Indikatoren basieren auf der Szenarioanalyse mit und ohne Engpässe. Sie betrachten die potenziellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt aus unterschiedlichen Perspektiven:
- Die Beschäftigungsszenarien vergleichen, wie hoch die Beschäftigung – mit und ohne Fach- und Arbeitskräfteengpass – ausfällt. Damit betrachtet die Analyse die besetzten Arbeitsplätze in den zwei Szenarien.
- Die unbesetzten Stellen zeigen, was nicht besetzt werden kann, obwohl es gebraucht oder gesucht wird – inklusive verdecktem Bedarf. Der verdeckte Bedarf umfasst beispielsweise Stellen, die zwar benötigt werden, aber aus verschiedenen Gründen nicht offiziell ausgeschrieben sind – etwa, weil Ressourcen fehlen.
Die Beschäftigungsszenarien zeigen das verlorene Beschäftigungspotenzial durch Fach- und Arbeitskräftemangel. Die Zahl der unbesetzten Stellen zeigt den konkreten Engpassdruck – also die Lücke zwischen Bedarf und Angebot.
Beide Indikatoren ergänzen sich und machen gemeinsam sichtbar, wie stark der Fach- und Arbeitskräftemangel den Arbeitsmarkt beeinflussen könnte.
Beide Indikatoren ergänzen sich und machen gemeinsam sichtbar, wie stark der Fach- und Arbeitskräftemangel den Arbeitsmarkt beeinflussen könnte.
Was genau ist das GWS-Modell?
Die Projektionen basieren auf dem gesamtwirtschaftlichen Modell der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS mbH). Dabei basieren sie auf den Modellverbund QINFORGE und QMORE. Detaillierte Erläuterungen zur aktuellen Projektion bzw. dem Modell finden sich auf der Projektseite des Bundesinstituts für Berufsbildung.
Der Arbeitskräftebedarf ist auf Ebene der Bundesländer durch die projizierten Erwerbstätigen ausgedrückt. In den QuBe-Projektionen sind diese nach 37 Wirtschaftszweigen, 37 Berufshauptgruppen (nach KldB 20101) sowie vier Anforderungsniveaus unterschieden. Das Anforderungsniveau ist ein bedarfsseitiges Merkmal und kann mit dem Qualifikationsniveau auf Seiten des Arbeitskräfteangebotes gegenübergestellt werden. Für die Bundeslandprojektionen wird zudem eine weitere Aufschlüsselung der 37 Berufshauptgruppen auf bspw. 144 Berufsgruppen anhand der aktuellen Verteilung angeboten.
Die Erwerbstätigenzahlen der Bundesländer sind konsistent mit der Erwerbstätigenrechnung bzw. den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder. Da die Erwerbstätigenzahlen für eine tiefere regionale Gliederung (bspw. Kreise) nicht mehr mit den entsprechenden Merkmalen aus der öffentlichen Statistik bezogen werden können, werden die Beschäftigtenprojektionen auf Ebene der 400 Kreise nur für die Beschäftigten gerechnet. Die Beschäftigtenzahlen werden aus der Historik der Bundesagentur für Arbeit bezogen. Die Datenquelle gleicht einer Vollerhebung und kann daher auch in tiefer regionaler Gliederung nach den genannten Merkmalen ausgewertet werden.
Das Arbeitskräfteangebot ist durch die Zahl der Erwerbspersonen ausgedrückt. Als Erwerbspersonen werden alle Personen bezeichnet, die entweder erwerbstätig sind oder aktiv nach einer Erwerbstätigkeit suchen und somit dem Arbeitsmarkt potenziell zur Verfügung stünden. Die Zahl der Erwerbspersonen ist im Rahmen des QuBe-Projektes aus dem Mikrozensus gezogen. Dabei ist die Entwicklung der Erwerbspersonen in 37 Berufshauptgruppen untergliedert. Da sowohl die Erwerbspersonen am Wohnort (Inländerkonzept) als auch jene am Arbeitsort (Inlandskonzept) für die Bundesländer projiziert sind, ist es möglich, das Arbeitskräfteangebot dem -bedarf gegenüberzustellen und die sich ergebenden Salden nach Berufshauptgruppen auszuwerten.
Auf welchen Daten basiert die Modellierung?
In das Modell fließen umfangreiche Daten ein, u. a.:
- Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit
- Ergebnisse des Mikrozensus
- Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen
- sowie die regionalen IHK-Konjunkturumfragen
Die Erwerbstätigenzahlen der Bundesländer sind zu der Erwerbstätigenrechnung bzw. zu den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder konsistent. Sie werden mit Sonderauswertungen der Beschäftigtenhistorik der Bundesagentur für Arbeit und des Mikrozensus gebildet.
Die Beschäftigtenzahlen kommen aus der Beschäftigtenhistorik der Bundesagentur für Arbeit auf Basis der Zahlen auf Ebene der Kreise und der Berufshauptgruppe. Die Gruppe der Beschäftigten umfasst sowohl die sozialversicherungspflichtig als auch die geringfügig Beschäftigten. Aufgrund von Anonymisierungsgrenzen sind Zahlen teilweise approximiert. Das gilt insbesondere für Beschäftigtenzahlen nach Anforderungsniveau.
