Frankfurter Industrieabend in der IHK Frankfurt am Main


13. Dezember 2022
Der Frankfurter Industrieabend, der 2022 nach zweijähriger pandemiebedingter Pause wieder in der IHK Frankfurt am Main stattfand, unterstrich die aktuellen Herausforderungen der Branche und deren Bedeutung für den Wohlstand in Frankfurt am Main und der Region. Im verarbeitenden Gewerbe finden in der Region derzeit über 360.000 Menschen einen Arbeitsplatz, zählt man die Dienstleister hinzu, sind es knapp 1,2 Millionen Menschen, also rund 50 Prozent der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten.
„Die Industrie wird heute als wichtiger Gewerbesteuerzahler und guter Arbeitgeber geschätzt. Umso wichtiger ist es, die Rahmenbedingungen am Standort FrankfurtRheinMain und damit natürlich auch in der Stadt Frankfurt am Main für diese so wichtige Branche attraktiv und wettbewerbsfähig zu halten“, sagte Ul-ich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main. Drei Punkte seien aktuell besonders wichtig, so Caspar weiter: „Erstens wird ein ausreichendes Flächenangebot an Gewerbe- und Industrieflächen benötigt, damit Unternehmen wachsen können und Neuansiedlungen möglich werden. Zweitens brauchen wir mehr Bauland, um für dringend benötigte Fachkräfte beziehbaren Wohnraum zu bieten. Und drittens sollten die Energiekosten wieder auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gebracht werden.“ Auch die Bedeutung von Innovationen unterstrich der IHK-Präsident: „Bei der Bewältigung der zahlreichen Krisen dürfen wir nicht vergessen, welchen Fortschritt uns Mut und Innovation gebracht haben. Insofern bin ich optimistisch, dass durch technologieoffenes Forschen und Entwickeln auch in Zukunft Lösungen für die Probleme von heute gefunden werden.“
Mit seinem Impuls „Zeitenwende(n) und neue Multipolarität – die Industrie in Deutschland an der Wegscheide ins Abseits?“ umriss Jürgen Vormann, CEO der Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, die konkreten Herausforderungen der Branche. 
Die Industrie sei unter anderem durch die explodierenden Energiepreise am Standort Deutschland in ihrer Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Folgen, wie etwa Störungen in den Wertschöpfungsketten, seien bereits zu spüren, mittel- bis langfristig drohten bei weiterer Unter- oder Nichtauslastung der Produktionskapazitäten noch größere Herausforderungen und schlussendlich Verlagerungen. Auch aus wirtschaftspolitischer Sicht sei von einer "Zeitenwende" zu sprechen. „Wir können die vor uns liegenden Herausforderungen mit Mut und Zuversicht, Sinn und Verstand lösen. Dies erfordert ein realistisches, breit akzeptiertes, balanciertes Zielsystem und unsere Bereitschaft, konkurrierende Zukunftskonzepte anhand dieser Ziele im Wettbewerb zueinander zu bewerten und dann entschlossen zu implementieren. Wir sollten uns dabei aller Dogmen entledigen und jedweden Alarmismus in diesem Ringen um die Zukunft entschieden ab-lehnen.“      
Uwe Paulsen, Stadtverordneter in Frankfurt am Main und wirtschaftspolitischer Sprecher der GRÜNEN im Römer, der die rund 120 Gäste stellvertretend krankheitsbedingt für Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst begrüßte, hob die hohe Bedeutung der Industrie für Innovationen, qualifizierte Arbeitsplätze und Ausbildung sowie verlässliche Steuereinnahmen in Frankfurt am Main hervor. Der Masterplan Industrie enthalte wegweisende Projekte zur Stärkung des Industriestandorts, doch müsse die Politik bei unterschiedlichen Interessen immer wieder deren Ausgleich suchen und durch Kompromisse tragfähige Lösungen für die Standortentwicklung finden. So gehe es zum Beispiel angesichts aktueller und herausfordernder Unternehmensentscheidungen darum, zukunftsorientierte und verlässliche Entwicklungsmöglichkeiten für das produzierende Gewerbe im Industriepark in Fechenheim oder am Sachsenhäuser Berg zu schaffen wie auch spezifische Immobilienangebote durch Handwerker- und Gewerbehöfe oder neue Gewerbegebiete im interkommunalen Zusammenhang, um die Viel-falt der Industrie in Frankfurt zu erhalten und den Industriestandort weitsichtig zu gestalten.
Gemeinsam laden die Stadt Frankfurt am Main und die IHK Frankfurt am Main jedes Jahr hochrangige Vertreter aus der Frankfurter Wirtschaft, aus Industrie, Handwerk sowie Gewerkschaften, Verbänden und Politik ein. Der Frankfurter Industrieabend findet abwechselnd im Frankfurter Römer und in der IHK Frankfurt am Main statt.