IHK Frankfurt erwartet zügige Anwendung des „Bau-Turbo“ durch die Stadt
23. Oktober 2025
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main erwartet die zeitnahe Umsetzung des vom Deutschen Bundestag beschlossenen „Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung“. Der Frankfurter Wohnungsmarkt stehe weiter unter erheblichem Druck: hohe Kosten, sinkende Genehmigungszahlen und zu wenige bezugsfertige Wohnungen. Mit dem sogenannten „Bau-Turbo“ liegen nun neue Instrumente vor, mit denen Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden können. So sind künftig unter anderem befristete Abweichungen von bauplanungsrechtlichen Vorschriften zugunsten des Wohnungsbaus möglich, einschließlich der Zulassung von Wohngebäuden. Die Umsetzung kann auch ohne bestehenden Bebauungsplan bei ausdrücklicher Zustimmung der Gemeinde erfolgen, was die Nachverdichtung und die Umnutzungen zu Wohnzwecken erleichtert sowie den Umwandlungsschutz stärkt.
Aus Sicht der IHK ist jetzt entscheidend, dass die Stadt Frankfurt am Main die gebotenen Spielräume konsequent nutzt und damit Investitionen ermöglicht. Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, begrüßt das Gesetz als wichtiges Signal, knüpft daran aber klare Erwartungen an die kommunalen Entscheider: „Der sogenannte ‚Bau-Turbo‘ ist kein Selbstläufer. Er wirkt nur, wenn er vor Ort auch tatsächlich und in vollem Umfang umgesetzt wird. Frankfurt sollte zügig alle notwendigen Schritte einleiten, um die neuen Möglichkeiten in Genehmigungsstellen und Ämtern wirksam zu verankern. Ziel sollte sein, Verfahren spürbar zu verkürzen, Nachverdichtung zu erleichtern und den Wohnungsneubau wieder in Gang zu bringen.“
Frankfurt wächst kontinuierlich, aber es fehlt beziehbarer Wohnraum. Die Realität zeigt: 2024 wurden nur 2.266 Wohnungen genehmigt – ein Rückgang von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Genau hier sollte die Stadt ansetzen und die neuen Abweichungs- und Vereinfachungsinstrumente konsequent nutzen, um potenzielle Flächen zügig zur Baureife zu führen und Investitionen zu ermöglichen. Der Magistrat sollte dazu einen verbindlichen Beschluss fassen, der die Anwendung der Instrumente aus dem Gesetz verbindlich anordnet, standardisierte Checklisten und Mustervorlagen für schnelle Zustimmungs- und Prüfprozesse einführt sowie eine priorisierte Liste geeigneter Flächen mit klaren Zeitplänen vorlegt. In geeigneten Lagen sollten Pilotvorhaben auch ohne bestehenden Bebauungsplan zugelassen werden. Zudem sollten kommunale Satzungen verschlankt oder gänzlich ausgesetzt werden, sodass zulässige Abweichungen nicht länger ausgebremst werden. Denn schnellere Genehmigungsverfahren allein ändern nichts an hohen Baukosten oder überzogenen, gesetzlich verankerten Anforderungen an Wohngebäude.
Ulrich Caspar gibt zu bedenken: „Wohnraum ist ein zentraler Standortfaktor im nationalen und internationalen Wettbewerb um Fach- und Arbeitskräfte. Frankfurt braucht jetzt Pragmatismus in der Umsetzung. Jeder Monat Verzögerung verhindert heute den Bau jener Wohnungen, die in den kommenden Jahren fehlen werden, wodurch der Mangel an Wohnraum immer weiter verschärft wird. Verwaltung, Politik und Wirtschaft sind gemeinsam gefordert zu liefern und neue Investitionsanreize im Wohnungsbestand und -neubau zu schaffen. Die IHK Frankfurt am Main steht bereit, den Prozess in der umfänglichen Anwendung des ‚Bau-Turbos‘ auf kommunaler Ebene zu begleiten und praxisnahe Lösungen in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt zu entwickeln.“
