Fehlende Baukapazitäten für U5-Ausbau sind ein Weckruf für die Politik Frankfurts Klimaziel 2035 ist unrealistisch


4. September 2025
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main beobachtet die erneute Verzögerung des Ausbaus der U-Bahnlinie 5 in das Europaviertel mit Sorge. Sie warnt vor unrealistischen Zeitplänen bei der Umgestaltung und Weiterentwicklung von Verkehrswegen und Energiesystemen hin zur Klimaneutralität.
In Frankfurt wie auch bundesweit fehlen immer öfter Kapazitäten nicht nur für Gleisbauarbeiten wie für die U-Bahnlinie 5, sondern ebenso für die Straßen-, Energie- und Gebäudeinfrastruktur. Der Mangel betrifft nicht nur Arbeitskräfte wie Bauarbeiter, Monteure und Ingenieure, sondern zunehmend auch Fachpersonal für Planungen und Genehmigungen in Unternehmen und Behörden.
„Das ausgegebene Ziel der Stadt Frankfurt am Main, schon bis 2035 klimaneutral zu sein, ist technisch, personell und wirtschaftlich nicht umsetzbar. Das Ziel der Treibhausgasneutralität ist grundsätzlich richtig. Denn eine fortgesetzte globale Erwärmung würde auch unseren heimischen Wirtschaftsstandort beeinträchtigen und die Unternehmen mit hohen Kosten belasten. Aber das Tempo sollte an die Realitäten angepasst werden. Angesichts der jetzt schon äußerst langen Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeiten von Infrastrukturprojekten sollte die Stadtpolitik ihre zeitlichen Klimaziele strecken. Ansonsten droht die Gefahr der weiteren Abwanderung von Betrieben, sei es aus der Industrie, sei es im Einzelhandel“, sagte Dr. Clemens Christmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Frankfurt am Main.
Der Ausbau des ÖPNV geht voran, doch bis zur Fertigstellung wichtiger Projekte wie der Regionaltangente West, der Nordmainischen S-Bahn oder der Elektrifizierung der Taunusbahn bis nach Usingen werden noch Jahre vergehen. Auch weitere wichtige Maßnahmen in Frankfurt wie Planung und Bau des Fernbahntunnels werden noch Jahrzehnte erfordern. Mindestens genauso lange dürfte es dauern, bis das Fernwärme- und das Stromnetz in Frankfurt einen Ausbaustand erreicht haben, dass flächendeckend eine klimaneutrale Wärme- und Stromversorgung stattfinden kann. Auch der nötige Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur sei realistisch betrachtet nicht in Jahren, sondern erst in Jahrzehnten umsetzbar.
„Es sollte besser als bisher sichergestellt werden, dass die Energieversorgung der Unternehmen in Frankfurt in dieser langen Übergangsphase zu wettbewerbsfähigen Preisen gesichert ist. Ebenso wichtig ist, die verkehrliche Erreichbarkeit der Unternehmen für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten zu erhalten. Die teilweise einseitig gegen Autofahrer gerichtete Verkehrspolitik der Stadt sollte beendet werden. Der Aus- und Umbau unserer Infrastrukturen sollte so erfolgen, dass die wirtschaftliche Stärke unserer Stadt nicht beeinträchtigt wird und dass Unternehmen nicht überfordert werden“, warnte Christmann.
Die IHK Frankfurt am Main fordert daher, dass während des jahrelangen Aus- und Umbaus der Energie- und Verkehrsinfrastruktur in Frankfurt die Unternehmen weiter Zugang zu preisgünstigen Energieträgern haben und dass der motorisierte Straßenverkehr ausreichend Raum erhält.