Neuer Regionaler Flächennutzungsplan Gefahr für wirtschaftliche Entwicklung IHK Frankfurt fordert größere Handlungsspielräume für Kommunen
16. Dezember 2025
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main warnt vor erheblichen wirtschaftlichen Risiken durch den neuen Entwurf des Regionalen Flächennutzungsplans (RegFNP). „Mit dem vorliegenden Planwerk wurde die Chance verpasst, eine klare, zukunftsgerichtete und wirtschaftlich tragfähige Entwicklungsstrategie für Südhessen zu formulieren – einer Region, die rund 70 Prozent der hessischen Bruttowertschöpfung erwirtschaftet“, so IHK-Präsident Ulrich Caspar. Der RegFNP wirkt derzeit eher wie ein Instrument zur Begrenzung räumlicher Entwicklungen als wie ein strategischer Kompass für Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen benötigen Planbarkeit – nicht zusätzliche Unsicherheiten.
Flächendeckel bedroht Wirtschaft und Investitionen
Besonders kritisch sieht die IHK den beschlossenen Flächendeckel von 5.500 ha für alle 184 südhessischen Kommunen. Dieser schränkt die Entwicklungsmöglichkeiten massiv ein, insbesondere im Kernraum Frankfurt. Angesichts des Bedarfs an Wohn- und Gewerbeflächen ist die Deckelung deutlich zu niedrig. Zudem bleibt unklar, auf welcher Datengrundlage diese Zahl beruht und welchen Nutzen Obergrenzen in einer Wachstumsregion haben sollen.
Die Verteilung der Flächenpotenziale ist ebenfalls problematisch: Oberzentren verlieren durch zahlreiche Restriktionen wie Umwelt- und Klimavorgaben, Denkmalschutz und landwirtschaftliche Vorranggebiete an Entwicklungsmöglichkeiten, während Randkommunen Flächen über ihren Bedarf hinaus bereitstellen sollen. Dies erzeugt zusätzliche Pendlerverkehre und verschärft Infrastrukturprobleme.
„Wir steuern auf einen strukturellen Flächenmangel zu, der Investitionen verhindert und den Zuzug dringend benötigter Fachkräfte erschwert“, warnt Caspar. Bereits in den vergangenen fünf Jahren konnten für 46 Flächenanfragen mit einem Gesamtbedarf von 665 ha keine geeigneten Angebote bereitgestellt werden – mit erheblichen Verlusten an Investitionen und Gewerbesteuerpotenzialen. Der neue Flächendeckel verschärft die Situation zusätzlich: Zahlreiche Umwelt- und Klimaschutzvorgaben schließen potenziell geeignete Areale entlang zentraler Verkehrsachsen aus. Zudem wurden nicht alle Flächen vollständig hinsichtlich ihrer ökologischen Auswirkungen geprüft. Offen bleibt, ob wegfallende Flächen ersetzt werden oder das Kontingent weiter schrumpft.
Begrüßt werden die Nichtanrechnung von Vorranggebieten für Logistik und Photovoltaik sowie die Privilegierung interkommunaler Entwicklungen. Ebenso wichtig ist das formulierte Ziel, Hafenstandorte für emissionsarme Wirtschaftsverkehre zu sichern.
Wichtige Perspektivflächen fehlen
Das Prinzip „Innen- vor Außenentwicklung“ ist grundsätzlich richtig, doch im Ballungsraum FrankfurtRheinMain fehlen größere Brachflächen. Innenentwicklung bedeutet meist Umnutzung bestehender Flächen – häufig zulasten gewerblicher Grundstücke. Eine Methodik, die Gewerbeflächenpotenziale ohne Berücksichtigung realer Verluste oder Nachfrage bestimmt, ist keine tragfähige Grundlage für die Steuerung des Wirtschaftsstandorts.
Bereits heute fehlen Ausweich- und Erweiterungsflächen: Allein in Frankfurt wurden seit 2010 rund 64 ha Gewerbeflächen umgewidmet. Revitalisierungen wie „Westside“ oder das Binding-Areal sind wichtige Signale, schaffen aber keine zusätzlichen Flächen. Die Erweiterung des Industrieparks Höchst ist positiv, bleibt jedoch aufgrund strenger Restriktionen eingeschränkt nutzbar. Wichtige Potenzialflächen aus ISTEK Frankfurt 2030+, etwa Nieder-Eschbach oder Rosa-Luxemburg-Straße/BAB 5, fehlen im Planwerk und sollten ergänzt werden.
Während Frankfurt zumindest ein neues Gewerbegebiet erhält, verfügen Bad Homburg (8,4 ha), Friedrichsdorf (0 ha), Kronberg (1 ha) und Königstein (1 ha) über kaum Potenzialflächen. Das gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Region. Positiv ist die Ausweisung von zahlreichen Vorranggebieten in Oberursel.
Forderung nach integrierten Lösungsstrategien
Vor den Kommunalwahlen appelliert Caspar an die Politik: „Die Kommunen sollten darauf hinwirken, dass der Plan überarbeitet wird. Der Flächenmangel kann nur regional gelöst werden. Dazu gehört auch, dass die Flächen von den Kommunen auch tatsächlich entwickelt werden. Angesichts steigender Erschließungskosten sind hierfür zusätzliche finanzielle Anreize notwendig. Der kommunale Finanzausgleich sollte Kommunen, die aktiv Bauland ausweisen, spürbar belohnen. Eine Wohnungsbau-Offensive, verbunden mit einer Reform des Finanzausgleichs, ist dringend erforderlich.“
Die gemeinsame Bewertung der südhessischen IHKs sowie der kammerbezogene Teil für den Bezirk der IHK Frankfurt finden Sie unter https://www.frankfurt-main.ihk.de/blueprint/servlet/resource/blob/6843556/0f46ae8b32d0a4ae938340bcd7650cb5/stellungnahme-regfnp-data.pdf?shortUrl=%2FRegFNP
