Vollversammlung der IHK Frankfurt am Main beschließt Position zum Thema Wagniskapital


7. Juli 2025
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main fordert in ihrem Positionspapier „Praxisimpulse aus dem Finanzplatz Frankfurt am Main: Durch mehr Wagniskapital den Standort Deutschland stärken“ von der Politik konkrete Maßnahmen, um die Finanzierungsbedingungen für Startups zu stärken und mehr Wagniskapital (Venture-Capital) in Deutschland zur Verfügung zu stellen.
Zentrales Element ist dabei der Wunsch nach einem politischen Bekenntnis zu Wagniskapital auf Bundesebene und am Finanzplatz Frankfurt am Main. Für eine klare Aufgabenverteilung unter den zuständigen Ministerien und Bundesbehörden sollte ein zentraler Koordinator eingesetzt werden. Institutionellen Kapitalgebern wie Pensionsfonds oder Versicherungen sollte künftig möglich sein, Wagniskapital für Investitionen bereitzustellen; hierfür gelte es die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Ebenso für einen vereinfachten Marktzugang internationaler Fonds und die Reduzierung von Steuerrisiken für ausländische Beteiligungs- und Wagniskapital-Fonds. Deutschland sollte weiterhin eine einfachere Zulassung von Alternativen Investmentfonds sicherstellen, die durch die zweite EU-Richtlinie für Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD II = Alternative Fund Manager Directive II) möglich wird. Mit Blick auf neue Ansätze im Bereich des Wagniskapitals schlägt die IHK Frankfurt am Main vor, ein rechtliches Testumfeld zu schaffen, in dem in einem sicheren Rechtsrahmen innovative Ansätze erprobt werden können, beispielsweise für grenzüberschreitende Fonds blockchain-basierte Anteile oder neue Beteiligungsmodelle.
Das Positionspapier geht auf eine Initiative des Ausschusses Startups der IHK Frankfurt am Main unter Beteiligung der Ausschüsse Banken, Finanzdienstleistungen und Steuern zurück und wurde in der Sitzung der Vollversammlung am 1. Juli 2025 beschlossen. Es enthält 28 konkrete, schnell umsetzbare Maßnahmen auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene zur Stärkung des Wagniskapitalstandorts Deutschland.
Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, zum Hintergrund des Papiers: „Die Zeit für eine Stärkung der Finanzierungsbedingungen für Startups durch Wagniskapital ist günstig. Sowohl auf Bundes- als auch auf europäischer Ebene wurde die Bedeutung von Wagniskapital erkannt. Frankfurt bietet sich dabei mit seinen starken nationalen und internationalen Finanzplatzakteuren als führender Standort an. Ergänzt durch europäische Integration und die Weiterentwicklung der Initiative Wachstums- und Innovationskapital (WIN-Initiative) könnte Deutschland so zu einem führenden Standort für innovationsgetriebenes Wachstum werden.“
Jan Stenger, Mitglied im IHK-Ausschuss Startups, Co-Autor und Impulsgeber des Papiers, betont: „Wenn Deutschland im globalen Wettbewerb um Zukunftstechnologien bestehen will, sollten wir jetzt marktführende Rahmenbedingungen für Venture-Capital schaffen. Unser Maßnahmenpaket mit 28 konkreten Vorschlägen basiert auf Interviews mit Startups und VC-Investoren. Aktuelle Studien zeigen: Rund ein Drittel der deutschen Unicorns ist in die USA abgewandert – vor allem wegen attraktiverer Finanzierungsbedingungen. Während z. B. in Singapur laut OECD jährlich rund 800 Euro pro Kopf in Startups investiert werden, sind es in Deutschland weniger als 40 Euro. Innerhalb der EU ist z. B. Luxemburg ein wesentlich attraktiverer Venture-Capital-Standort als Deutschland. Unser Land wäre gut beraten, diese Lücken schnell und entschlossen zu schließen sowie die Standortnachteile zu beseitigen.”
Dr. Marco Adelt, Vorsitzender des Ausschusses Startups und Co-Founder des Fintech Clark, unterstreicht abschließend die Bedeutung des Themas: „Wir brauchen ein Venture-Capital-Ökosystem, das schneller, größer und international anschlussfähig ist – Frankfurt kann dabei Vorreiter sein.“
Das Positionspapier zum Download finden Sie hier:
https://www.frankfurt-main.ihk.de/pp-venture-capital