Strategiepapier „Bahnhofsviertel 2040“: IHK sieht richtige Ansätze, fordert aber mehr konkrete Maßnahmen für Sicherheit und Sauberkeit
10. Dezember 2025
Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main enthält das vom Magistrat beschlossene Strategiepapier „Bahnhofsviertel 2040“ richtige Ansätze, um das Viertel zukunftsfähig zu entwickeln und die Betriebe vor Ort zu stärken. Dazu gehören unter anderem die Optimierung von Reinigungsintervallen, die Stärkung des Willkommensgefühls, die Beseitigung von Angsträumen, die Optimierung des Leerstandsmanagements oder die Verbesserung der Kommunikation im Viertel.
„Das Strategiepapier setzt wichtige Impulse für die Zukunft des Bahnhofsviertels. Allerdings fehlen im vorliegenden Papier konkrete Maßnahmen für die Umsetzung höherer Sicherheits- und Sauberkeitsstandards, die aufzeigen, wie die einzelnen Unterziele tatsächlich erreicht werden sollen. An vielen Stellen bleibt das Papier zu vage: Konkrete Zeitpläne, klare Verantwortlichkeiten und verbindliche Maßnahmen fehlen zumeist. Um die bestehenden Herausforderungen im Bahnhofsviertel tatsächlich anzugehen, braucht es einen klaren Kurswechsel“, betont Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main.
Hinsichtlich der geplanten verkehrlichen Umgestaltungen im Viertel bekundet die IHK weiterhin erheblichen Gesprächsbedarf, insbesondere im Hinblick auf mögliche Auswirkungen für die Wirtschaft. Beispielhaft stehen dafür die Sperrung der Taunusstraße an der Ecke „Am Hauptbahnhof“ sowie die geplante Umwidmung von Parkplätzen, die die Arbeit wirtschaftsnaher Verkehre wie die von Ver- und Entsorgern, Gebäudedienstleistern und Lieferdiensten erschweren. Zwar prognostiziert das Strategiepapier eine positive Entwicklung der Situation im Viertel, doch enthält es weder eine Erläuterung, wie diese konkret aussieht, noch welche Effekte die Verkehrsberuhigung dazu beitragen soll. Um die im Papier beschriebene Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu erreichen, wäre es zudem von zentraler Bedeutung, dass die Stadtmöblierung und die Begrünungsmaßnahmen einheitlich und gestalterisch hochwertig umgesetzt werden.
Die IHK bedauert, dass Wirtschaftsvertreter im Prozess bislang zu wenig eingebunden wurden. Vielmehr ist eine breitere Beteiligung dringend nötig, da das Bahnhofsviertel als Entrée zur Stadt eine Strahlkraft weit über die Grenzen des Quartiers hinaus hat. „Wir begrüßen die Fortführung des Prozesses und stehen bereit, unsere Expertise einzubringen sowie die Perspektive der Wirtschaft stärker zu vermitteln“, so Caspar. Das Bahnhofsviertel sei ein prägender Faktor für die Wahrnehmung Frankfurts als Wirtschafts- und Messestandort und beeinflusse unmittelbar auch die Kongress- und Tagungswirtschaft. Wiederholte Absagen aufgrund von Sicherheitsbedenken hätten dies deutlich gemacht. „Die Entwicklung des Viertels ist nicht nur für die Anlieger, sondern für die gesamte Stadt und ihre Wirtschaft von zentraler Bedeutung“, ergänzt Caspar.
Am 1. Juli 2025 verabschiedete die IHK ihre Position „Für Sicherheit und Sauberkeit im Frankfurter Bahnhofsviertel“. Dieses Papier enthält die elf aus Sicht der Wirtschaft zu priorisierenden Maßnahmen für eine Verbesserung der Situation im Viertel. Dazu zählen auch die Forderungen, Sicherheit und Sauberkeit zur Chefsache zu erklären und die dafür notwendigen Kompetenzen in einer eigenen Stabsstelle direkt beim Oberbürgermeister zu bündeln.
