Wirtschaft durch personelle Engpässe immer stärker unter Druck Neuauflage des IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitors
03. November 2025
Der Fach- und Arbeitskräftemangel entwickelt sich für Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main zunehmend zu einem strukturellen Risiko mit weitreichenden Folgen. Laut aktueller IHK-Konjunkturbefragung sehen 46 Prozent der Betriebe diesen Engpass als eines der gravierendsten Risiken für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung – ein deutlicher Anstieg gegenüber 36 Prozent im Herbst 2015. Auch die Risikowahrnehmung arbeitsbezogener Kosten (beispielsweise Lohn- und Lohnnebenkosten) nimmt deutlich zu: Seit 2021 hat sich ihr Anteil von 20 auf ebenfalls 46 Prozent erhöht. Neben politischen und konjunkturellen Unsicherheiten, die die Risikoeinschätzung der Unternehmen weiterhin dominieren, gewinnen damit Personalengpässe und steigende Arbeitskosten als dauerhafte strukturelle Herausforderungen zunehmend an Bedeutung.
IHK-Monitor prognostiziert für den IHK-Bezirk rund 47.000 offene Stellen in 2035
Bereits im Jahr 2024 waren 25.360 Stellen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main vakant. Im Jahr 2035 könnte sich diese Zahl auf 47.210 nahezu verdoppelt haben. Aus betrieblicher Perspektive bedeutet das: Stellen, die in Folge eines Unternehmenswachstums eigentlich entstehen würden, werden nicht realisiert und bleiben damit ungenutzt. Im IHK-Bezirk sind besonders Berufe in der Unternehmensführung und -organisation, IT- und Kommunikationsberufe, Verkehrs- und Logistikberufe, Erziehungs-, soziale und hauswirtschaftliche Berufe sowie medizinische Gesundheitsberufe betroffen.
„Aus den Ergebnissen des IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitors lassen sich weitreichende Konsequenzen ableiten – nicht nur für die Gesundheitswirtschaft und die Ausbildung zukünftiger Nachwuchskräfte, sondern auch für die Innovationskraft, die soziale Infrastruktur und die langfristige konjunkturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Region. Sollte es nicht gelingen, den Fach- und Arbeitskräfteengpass deutlich zu verringern, droht laut Auswertung des IHK-Monitors hessenweit ein nominaler Wertschöpfungsverlust von rund 102 Milliarden Euro innerhalb der kommenden zehn Jahre, also im Durchschnitt zehn Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr. Dies entspricht in etwa drei Prozent des jährlichen hessischen Bruttoinlandsprodukts. Einen solchen Verlust kann sich weder unser Wirtschaftsstandort noch der Sozialstaat leisten. Wer Fach- und Arbeitskräfte gewinnen will, sollte ihnen Perspektiven bieten – dazu gehören unter anderem in der Kommunalpolitik beziehbarer Wohnraum durch die Ausweisung von mehr neuem Bauland und beschleunigten Bauprozessen sowie die Schaffung bedarfsgerechter Angebote zur Ganztagsbetreuung von Kindern und Jugendlichen“, kommentiert IHK-Präsident Ulrich Caspar die ersten Ergebnisse des IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitors.
Entschlossenes Handeln jetzt erforderlich
Der größte Bedarf entfällt laut den Monitor-Ergebnissen auf beruflich qualifizierte Fachkräfte – sie machen mit rund 44 Prozent den Großteil des erwarteten Besetzungsbedarfs aus, was den wachsenden Anspruch an Qualifikation und Weiterbildung unterstreicht.
„Die duale Ausbildung in Berufsschulen und Unternehmen ist – neben den Hochschulen – ein zentraler Eckpfeiler für die Fachkräftesicherung. Sie muss flexibel und inhaltlich zeitgemäß gestaltet sein. Dafür ist eine moderne Ausstattung der Berufsschulen ebenso notwendig wie die Sanierung ihrer Gebäude. Gleichzeitig sollten Langzeitarbeitslosigkeit und Vermittlungshemmnisse gezielt abgebaut werden. Es wäre ratsam die individuelle Arbeitsmarktintegration in enger Kooperation mit Unternehmen und Kammern zu fördern. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz eröffnet zusätzliche Potenziale, die auf kommunaler Ebene wirksam umgesetzt werden sollten. Effiziente und verlässliche Verfahren in den Ausländerbehörden erscheinen dafür allerdings unerlässlich“, erläutert Ulrich Caspar abschließend.
Der neue IHK-Fachkräftemonitor für den IHK-Bezirk Frankfurt am Main ist öffentlich zugänglich unter: https://ihk-fachkraeftemonitor.de/hessen
