Wohnen ist das Thema der Stunde für die Wirtschaft
22. Januar 2020
Fachkräftegewinnung und Wohnungsbau sind untrennbar miteinander verbunden. „Wohnen ist das Thema der Stunde für die Wirtschaft“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, zur Eröffnung des IHK-Jahresempfangs am 21. Januar 2020. „Wir dürfen uns freuen: Wir haben sowohl in der Stadt Frankfurt als auch in den attraktiven Landkreisen weiterhin Einwohner- und Beschäftigtenzuwächse. Diesen Zuzug begrüßen wir, denn unsere Unternehmen suchen dringend Fachkräfte. Der angespannte Wohnungsmarkt belastet die Unternehmen aber bei ihrer Stellenbesetzung: Bewerber finden oft keinen günstigen Wohnraum vor Ort.“ Im Bezirk der IHK Frankfurt am Main sei weiterhin mit steigenden Immobilienpreisen zu rechnen. Denn zwischen 2016 und 2018 wurden in Frankfurt nur 79 Prozent dessen gebaut, was rein rechnerisch pro Jahr nötig wäre. Im Main-Taunus-Kreis lag diese Quote bei 68, im Hochtaunuskreis sogar nur bei 49 Prozent. „Ohne eine Erhöhung des Angebots auf dem Wohnungsmarkt lässt sich die Preisspirale nicht bremsen. Dafür werden mehr Wohnungen benötigt und für diese brauchen wir Bauland. Wir appellieren daher an die Politiker im IHK-Bezirk und in der Metropolregion, sich stärker für die Ausweisung von Bauland und die Schaffung von mehr Baurecht in ihrer Kommune einzusetzen. Unternehmen und ihre Mitarbeiter sind darauf angewiesen und von ihrem Wohlergehen hängt unser Wohlstand ab“, betonte Caspar.
„Die Bürgerinnen und Bürger Hessens brauchen bezahlbaren Wohnraum in akzeptabler Entfernung zu Arbeitsplätzen und Freizeitangeboten. Mit dem ,Großen Frankfurter Bogen' haben wir in der Rhein-Main-Region ein Konzept vorgelegt, mit dem wir preiswerten Wohnraum schaffen wollen, indem wir Wohnen und Mobilität zusammen denken“, betonte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier beim Jahresempfang der IHK Frankfurt. Für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, zähle zu den Kernaufgaben der Hessischen Landesregierung. „Wir nehmen das Thema ernst. Noch nie hat es in Hessen mehr Geld für sozialen Wohnungsbau gegeben: Bis 2024 stehen 2,2 Milliarden Euro bereit“, unterstrich Bouffier. Besonders günstige Wohnungen baue die landeseigene Nassauische Heimstätte. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft vergrößert ihren Bestand von jetzt 60.000 Wohnungen auf perspektivisch 75.000 Wohnungen. Die ersten 5.000 sind bereits konkret projektiert oder sogar schon im Bau.
Oberbürgermeister Peter Feldmann lobte in seinem Grußwort die gemeinsame Forderung von Stadt und IHK nach neuen Wohngebieten und bezahlbarem Wohnraum angesichts steigender Beschäftigungszahlen und stetigem Bevölkerungszuzug. „Aufgrund der immer knapper werdenden Wohn- als auch Gewerbeflächen gilt es, neue Flächennutzungskonzepte zu entwickeln und eigene Neubaugebiete auszuweisen. Frankfurt wird größer und jünger. Dieser Entwicklung müssen wir Rechnung tragen. Mit Bildungs- und Kulturangeboten, mit Lösungen für die innerstädtische Mobilität und attraktiven Angeboten für die zahlreichen Pendler, die die Mainmetropole tagsüber zur Millionenstadt machen. Investitionen in die urbane Infrastruktur sind zwingend notwendig. Hier müssen Stadt und die Region FrankfurtRheinMain deutschlandweit eine Führungsrolle einnehmen“, so das Stadtoberhaupt.
„Die Wohnungsmärkte in den Großstädten stehen angesichts der starken Zuwanderung aus dem In- und Ausland unter Druck. Deswegen aber nun auf Vergesellschaftungen und Mietpreisstopps zu setzen ist ein Irrweg, denn damit wird der Mietwohnungsmarkt langfristig kleiner und qualitativ schlechter. Stattdessen sollten konsequent die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau verbessert, auch entferntere Umlandgemeinden besser angebunden und bedürftigen Haushalten zielgenau geholfen werden“, sagte Gastredner Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter Kompetenzfeld Finanz- und Immobilienmärkte des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V.