Industrie-Konjunktur in Hessen

Der Geschäftsklimaindex in der Industrie verdeutlicht die Einschätzung der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Hessen zur konjunkturellen Entwicklung.
Hessische Industrie auch zum Frühsommer 2025 in der Rezession
Der hessische IHK-Geschäftsklimaindex für das verarbeitende Gewerbe hat sich im Frühsommer 2025 gegenüber dem Jahresanfang zwar um acht Punkte leicht verbessert; er bleibt aber mit 88 Punkten weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. 28 Prozent der hessischen Industriebetriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als „schlecht“, nur 16 Prozent als „gut“ (56 Prozent als „befriedigend“). Die Auftragslage aus dem In- und Ausland bleibt unbefriedigend. Auch im Frühsommer setzt sich der Auftragsrückgang fort, allerdings verlief er weniger stark als noch zum Jahresanfang. Der IHK-Auftragseingangsindikator für das Inland liegt mit minus 19 Punkten um 15 Punkte höher als zum Jahresanfang; der IHK-Auftragseingangsindikator steigt um 14 auf minus 12 Punkte. Aus Sicht von 64 Prozent der hessischen Industriebetriebe stellt angesichts der schwachen Binnenkonjunktur die Inlandsnachfrage eines der Hauptrisiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung dar. Dabei unterscheidet sich das Antwortverhalten zwischen Investitionsgüter- und Konsumgüterproduzenten nur unwesentlich (Mehrfachnennungen waren möglich).
Hohe Kostenbelastung reduziert Wettbewerbsfähigkeit
Der mit dem russischen Überfall auf die Ukraine verbundene starke Anstieg der Energiekosten hat vor allem die heimische Industrie stark betroffen. Auch wenn es im Jahr 2024 zur einer gewissen Entspannung auf den Energie- und Rohstoffmärkten kam, sehen weiterhin 61 Prozent der Betriebe die Höhe der Energie- und Rohstoffkosten als eines der Hauptrisiken an. Überdurchschnittlich häufig wird dieser Kostenfaktor von der chemischen Industrie, vom Fahrzeugbau sowie den Herstellern von Holz-, Flecht-, Kork- und Korbwaren als Risiko eingestuft. In den letzten Jahren deutlich zugenommen hat auch die Einschätzung der Arbeitskosten als Risikofaktor. 56 Prozent der Industriebetriebe sehen darin ein Hauptrisiko (Mehrfachnennungen waren möglich). Aus Sicht der Unternehmen reduziert die hohe Kostenbelastung zunehmend die internationale Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere gegenüber China und Schwellenländern insbesondere aus dem südostasiatischen Raum.
Exporterwartungen bleiben überwiegend pessimistisch
Doch nicht nur die nachlassende preisliche Wettbewerbsfähigkeit bereitet der hessischen Industrie Sorgen, sondern auch die erratische Zollpolitik der Trump-Administration. Das Auslandsgeschäft mit den USA ist derzeit nicht mehr planbar. Hinzu kommt, dass auch die Nachfrage aus China nachgelassen hat und die Konjunktur im Euro-Raum nur allmählich wieder an Fahrt aufnimmt. Vor diesem Hintergrund erwarten 30 Prozent der Industriebetriebe einen Rückgang des Exportgeschäfts in den kommenden Monaten, während lediglich 17 Prozent von einem steigendem Exportvolumen ausgehen.
Größtes Hemmnis bleibt Bürokratiebelastung
68 Prozent der hessischen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes sehen aktuell in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Bürokratiebelastung, das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung (Mehrfachnennungen waren möglich). Es stellt – neben den Energiekosten – das größte Hemmnis dar, in den heimischen Standort zu investieren. Die Negativ-Wirkungen der Bürokratielasten sind vielfältig: Sie können Produktion und Kapitaleinsatz verteuern, den Markteintritt behindern oder (durch lange Genehmigungsverfahren) die Expansion von Unternehmen erschweren. Ein rigoroser Abbau von bürokratischen Hemmnissen könnte daher das wirkungsvollste Investitionsprogramm der neuen Bundesregierung werden, wenn sie sich denn darauf einlässt.
Sinkendes Investitionsvolumen und Abbau von Arbeitsplätzen
Im Frühsommer 2025 ist die Investitionsbereitschaft der hessischen Industriebetriebe gering. Der IHK-Investitionsindikator steigt zwar gegenüber dem Jahresanfang um neun Punkte, bleibt aber mit minus 16 Punkten deutlich im negativen Bereich. Nach dem Ersatzbedarf stehen bei der Investitionstätigkeit die Umsetzung von Rationalisierungsmaßnahmen im Vordergrund. 39 Prozent der Unternehmen geben „Rationalisierungen“ als Hauptmotiv ihrer Investitionstätigkeit an (Mehrfachnennungen waren möglich). Insgesamt ist für das Jahr 2025 mit einem Rückgang des (preisbereinigten) Investitionsvolumens gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Zurückgehen dürfte auch die Zahl der Industriebeschäftigten in Hessen. Aktuell planen 28 Prozent einen Stellenabbau, lediglich zehn Prozent möchten neue Arbeitsplätze schaffen.

Industrie | Hessen | IHK-Indikatoren

IHK-Indikatoren
Jan 2025
(2025-I)
Mai 2025
(2025-II)
Veränderung
Auftragseingänge Inland
-34
-19
+15
Auftragseingänge Ausland
-26
-12
+14
Geschäftslage
-19
-12
+7
Geschäftserwartungen
-20
-12
+8
Exporterwartungen
-19
-13
+6
Investitionsvolumen
-25
-16
+9
Beschäftigung
-21
-18
+3

Industrie | Hessen | Diagramme

Industrie | Hessen | Trendprognose für die nächsten 6 Monate


Produktion

Investitions-
volumen

Beschäftigung

Export
sinkend sinkend sinkend sinkend