Ruf nach gezielten wirtschaftspolitischen Reformen um Wirtschaft wieder Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen IHK-Präsident Caspar: Politik sollte Unternehmen von Kosten und Regulierung entlasten


3. Februar 2025
Die Stimmung der Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main hebt und senkt sich im Wechsel: War der Geschäftsklimaindex nach einem Aufschwung im Frühsommer 2024 zum Herbst auf 94 Punkte gesunken, verzeichnet er zum Jahresbeginn 2025 eine leichte Erholung auf 96 Punkte und verfehlt die Wachstumsschwelle von 100 Indexpunkten erneut.
„Die globalen und innerdeutschen Ereignisse verursachen bei den Unternehmen große Verunsicherungen. Überregulierung, hohe Energiekosten, hohe Steuern sowie Arbeitskräftemangel belasten die Unternehmen und nehmen ihnen zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit. Aktuell überwiegt leicht die Hoffnung auf einen innerdeutschen Neustart nach der Bundestagswahl und einen weiteren Aufschwung in den USA und Asien im laufenden Jahr 2025“, sagt IHK-Präsident Ulrich Caspar zu den Ergebnissen.

Gesamtergebnis ist durchwachsen

Die beiden Komponenten des Geschäftsklimaindex – aktuelle Lage und Erwartungen – entwickeln sich leicht positiv. Der Saldo der aktuellen Geschäftslage steigt leicht von Null auf jetzt zwei Punkte – ein Plus von zwei Punkten im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2024. Auch der Blick auf die kommenden Monate fällt zuversichtlicher aus als noch zuvor. Der Saldo der Geschäftserwartungen steigt um drei Punkte, liegt mit einem Wert von jetzt minus neun Punkten jedoch weiterhin im negativen Bereich. Nach den geplanten Investitionen gefragt, zeigen die Unternehmen weiterhin deutliche Zurückhaltung. Der Saldo verbleibt bei minus vier Punkten. Insbesondere in Bezug auf die Exporterwartungen zeigen sich die Unternehmen verunsichert. Hier fällt der Saldo zum ersten Mal seit über einem Jahr deutlich und notiert nach einem Einbruch um 16 Punkte nun bei minus 13 Punkten. Der Beschäftigungssaldo fällt um einen auf aktuell einen Punkt.

Unterschiedliche Branchen - unterschiedliche Situationen

Eine Branchenbetrachtung liefert differenziertere Ergebnisse. Nach einem deutlichen Einbruch zur Herbstbefragung 2024 scheint die Industriebranche etwas positiver gestimmt. Der Geschäftsklimaindex steigt hier um drei auf 91 Punkte – insbesondere die bessere Bewertung der aktuellen Geschäftslage trägt zu diesem Ergebnis bei. Auch das Kredit- und Versicherungsgewerbe zeigt sich wieder positiver gestimmt. Deren Klimaindex steigt um zwei Punkte auf jetzt 118 Indexpunkte. In der Dienstleistungsbranche ändert sich hingegen wenig. Der Geschäftsklimaindex verändert sich geringfügig um einen auf nun 100 Punkte. Eine besonders große Verbesserung verzeichnet der Handel. Hier steigen sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch die zukünftigen Geschäftserwartungen deutlich an, sodass der Geschäftsklimaindex neun Punkte gewinnt und aktuell 85 Punkte ausweist. Die Bau- und Immobilienwirtschaft kann dem positiven Trend hingegen nicht folgen. Hier sinkt der Geschäftsklimaindex um drei auf 96 Punkte zum Jahresstart. Insbesondere das Baugewerbe bewertet die aktuelle und zukünftige Geschäftslage deutlich zurückhaltender als noch im Herbst 2024.

Risiken sind nach wie vor gravierend

Nach den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung gefragt, liegen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zur Jahresbeginnbefragung 2025 mit 57 Prozent der Nennungen auf Platz eins. Den ersten Platz teilen sie sich dabei mit der Inlandsnachfrage mit ebenfalls 57 Prozent, gefolgt von den Arbeitskosten mit 46 Prozent der Nennungen.
„Die wachsende Sorge um eine einbrechende Inlandsnachfrage hat sich bereits 2024 abgezeichnet und setzt sich auch im neuen Jahr erkennbar fort. Zusätzlich ist auch die Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiter gestiegen. Beides sorgt für eine anhaltend niedrige Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Viele Unternehmen hoffen offensichtlich auf die Bundestagswahlen im Februar. Wir brauchen dringend einen Neustart mit frischen Ideen für wirtschaftspolitische Reformen, die zu planungssicheren Rahmenbedingungen mit mehr unternehmerischen Freiheiten führen”, gibt Caspar abschließend zu bedenken.
Zum Hintergrund: Die IHK Frankfurt am Main befragt dreimal jährlich rund 1.500 Mitgliedsunternehmen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt am Main zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Die aktuelle Umfrage wurde im Zeitraum vom 2. Januar 2025 bis zum 20. Januar 2025 durchgeführt. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im Konjunkturbericht der IHK Frankfurt am Main erläutert, der ab sofort unter https://www.frankfurt-main.ihk.de/hauptnavigation/wirtschaftspolitik/konjunktur-und-statistik/konjunktur/konjunkturbericht-fuer-den-ihk-bezirk-frankfurt-5309956 verfügbar ist.