Dialog über Mobilität der Zukunft jetzt beginnen


26. August 2019
Anlässlich des Koalitionsantrags „Fahrradstadt Frankfurt“ in der Stadtverordnetenversammlung am 29. August begrüßt Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, die Intentionen hinter den Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs in Frankfurt, hat jedoch Zweifel an der Vorgehensweise. „Eine integrierende Stadt- und Verkehrsplanung erfordert die Einbindung aller Verkehrsträger und eine gesamtheitliche Denkweise. Mit der Planung von Einzelmaßnahmen und der Fokussierung allein auf den Radverkehr wird man diesem Ziel nicht gerecht.“ Im Wirtschaftsverkehr ist das Fahrrad angekommen. Viele Unternehmen und deren Mitarbeiter nutzen das Fahrrad für dienstliche Fahrten, den Weg zur Arbeit oder auch für den Warentransport. „Eine gute Radverkehrsinfrastruktur ist auch für die Beschäftigten der Unternehmen wichtig, die immer häufiger ihre Arbeitswege mit dem Rad bestreiten.“
Allerdings sind die Maßnahmen für die Förderung des Radverkehrs nicht eingebunden in ein Konzept, das alle Verkehrs- und Mobilitätsanforderungen in der Stadt vor Augen hat. Beispielhaft für diesen Mangel ist der Vorschlag zur Umgestaltung der Friedberger Landstraße im Antrag „Fahrradstadt Frankfurt“. Auf der Friedberger Landstraße soll ab dem Friedberger Platz stadteinwärts jeweils eine Fahrspur pro Richtung zugunsten des Radverkehrs wegfallen. Als Ein- und Ausfallstraße erfüllt die Verkehrsachse eine wichtige Funktion für den Berufs- und Einkaufsverkehr in Frankfurt. „Die Stadt gefährdet die Bündelungsfunktion dieser Straßen und riskiert das Einsickern des Verkehrs in die Nebenstraßen. Bereits heute kommt es in den Hauptverkehrszeiten aufgrund der hohen Verkehrsbelastungen zu Rückstaus auf der Strecke“, so Caspar. Eine verkehrstechnische Berechnung zu den Effekten der geplanten Änderungen wurde offensichtlich nicht durchgeführt. Alternativangebote für die Pendler fehlen.
Caspar fordert, bei der Umgestaltung von Straßenräumen die Belange der regionalen Wirtschaft besser zu berücksichtigen: „Die Erreichbarkeit und Versorgung der Unternehmen sollte gewährleistet sein“. Für die Versorgung der Innenstadt mit Waren und Dienstleistungen werden zudem Flächen für den fließenden und ruhenden Verkehr benötigt. „Als Bestandteil einer Gesamtstrategie brauchen wir ein Andienungs- und Lieferzonenkonzept.“
An diesen Beispielen zeige sich, dass die jetzt geplanten Maßnahmen nicht ausreichend durchdacht und nicht abgewogen sind. „Frankfurt fehlt eine Gesamtstrategie für den Verkehr und die Mobilität der Zukunft. Das vor kurzem vom Magistrat verabschiedete Integrierte Stadtentwicklungskonzept bietet einen idealen Anknüpfungspunkt für einen gesellschaftlichen Dialog über Verkehr und Mobilität der Zukunft. Diesen Prozess müssen wir jetzt beginnen“, schließt Caspar.