IHK-Präsident Caspar kritisiert weitere Verkehrsexperimente ohne Gesamtkonzept und ohne Abstimmung mit den Betroffenen


10. Februar 2023
Als wenig durchdachten Verkehrsversuch kritisiert Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, die Pläne des Ortsbeirats 1 zur Sperrung der Börsenstraße zwischen Börsenplatz und Goetheplatz, die am kommenden Montag, dem 13. Februar, im Ausschuss für Mobilität und Smart-City diskutiert werden.

„Einmal wieder werden die Bedarfe der Wirtschaft ignoriert. Die Erfahrungen der Verkehrsversuche auf dem Mainkai und im Oeder Weg zeigen deutlich, dass durch die Sperrungen der Autoverkehr nicht zurückgeht, sondern sich lediglich andere Wege sucht und damit andere Straßen immer stärker belastet. Auf dem betroffenen Streckenabschnitt der Börsenstraße sind täglich mindestens 5.000 Kraftfahrzeuge unterwegs, die alle noch zusätzlich auf die ohnehin schon belastete Bockenheimer Anlage und Taunusanlage umgeleitet werden sollen“, so Caspar. Auch wenn die städtischen Vertreter fortlaufend von einem Rückgang des motorisierten Autoindividualverkehrs (MIV) sprechen, so werden noch immer 57 Prozent der Verkehrsleistung mit dem MIV erbracht. „Die Erreichbarkeit der Unternehmen für ihre Kunden und Fachkräfte leidet zunehmend unter den immer neuen Einschränkungen im Straßenverkehr. Schon jetzt verlassen Unternehmen wegen der zunehmend schlechten Erreichbarkeit Frankfurt. Über 100 Einzelhandelsflächen stehen in der Frankfurter Innenstadt schon leer.”

Auch die Begründung des Ortsbeirats, die Verkehrssicherheit zu verbessern und Lärm zu reduzieren, lässt Präsident Caspar nicht gelten: „Die Schaltung der Lichtsignalanlagen auf die Nachfrage anzupassen, würde diesen Zielen Genüge tun.”
Ein weiteres Problem sieht er bei den Einschränkungen für den Lieferverkehr, der nur noch zu definierten Zeiten zugelassen sein soll. „Die Unternehmen im Einzugsbereich der Börsenstraße sind darauf angewiesen, ganztägig für Ihre Lieferanten erreichbar zu sein. Eine zuverlässige Belieferung innerhalb fester Zeitfenster ist angesichts der immer angespannteren Verkehrssituation auf unseren Straßen kaum mehr möglich.“

Die Stadt muss sich zudem laut Caspar die Frage gefallen lassen, welchen Sinn es macht, zunächst ein Logistikkonzept und einen Masterplan Mobilität mit einer breit angelegten öffentlichen Beteiligung zu erstellen, diese Konzepte dann jedoch bei erster Gelegenheit zu ignorieren. „Ohne Einbindung der unmittelbar Betroffenen soll hier aus dem Nichts und ohne eine Gesamtstrategie für die Mobilität in der Innenstadt eine weitere Straße für den MIV gesperrt werden.”

Er sieht jedoch auch die Notwendigkeit zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität von Rathenauplatz, Goetheplatz und Roßmarkt, von der auch die anliegenden Gewerbetreibenden profitieren würden: „Für die drei Plätze braucht es dringend eine grundlegende, attraktive Umgestaltung aus einem Guss. Es reicht nicht, die vom Grünflä-chenamt geplanten Hochbeete und neuen Sitzmöbel aufzustellen und die an den Plät-zen entlangführende Straße für Pkw und Lkw stillzulegen.“