Zwischennutzungen beleben die Innenstadt, können Handel aber nicht ersetzen


12. Mai 2023 
Die Innenstädte sind im Wandel, so auch die Frankfurter Innenstadt. Die Corona-Pandemie hat tiefgreifende Spuren in Form von Leerständen im Stadtbild hinterlassen. Zwei der von dieser Entwicklung meistbetroffenen Branchen sind der Einzelhandel und die Gastronomie, welche in dieser Zeit starke Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Als Lösungswege für die Zukunft gewinnen vermehrt neue Konzepte – auch als Zwischennutzungen, wie Pop-Up-, Concept- und Smart Stores – an Bedeutung. Weg von tradierten Pfaden, erfindet sich die Innenstadt neu und entwickelt sich vom Einkaufs- zum Erlebnisraum. 

„Die Lage in der Innenstadt ist ca. vier Jahren nach Ausbruch der Corona-Pandemie immer noch sehr ernst. Die Erholung der Passantenfrequenzen hat sich leider nicht, wie erhofft, in einer Erhöhung der Einzelhandelsumsätze niedergeschlagen. Weiterhin fehlen der Frankfurter Innenstadt Touristen und Messegäste, die bislang nicht in vollem Umfang zurückgekehrt sind. Zudem belasten Kauf- und Konsumzurückhaltung zusätzlich Handel und Gastronomie. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den innenstadtprägenden Branchen in dieser schwierigen Phase Hilfestellung zu leisten und damit der Innenstadt neues Leben einzuhauchen“, sagte Dr. Alexander Theiss, Geschäftsführer für Standortpolitik der IHK Frankfurt am Main, bei seiner Begrüßung im Rahmen der Veranstaltung „Reinventing the city – Neue Konzepte für die Frankfurter Innenstadt“ am 10. Mai 2023.

Als ein probates Mittel zur temporären Belebung der Post-Corona-Innenstadt gelten Nutzungsmixkonzepte. Wie die Ergebnisse der im letzten Jahr durchgeführten Befragung „Vitale Innenstädte“ 2022 zeigen, werden Einzelhandel und Gastronomie weiterhin eine führende Rolle in der zukünftigen Ausrichtung der Frankfurter Innenstadt spielen, jedoch nicht mehr im Alleingang. Kultur, Entertainment, Dienstleistungen, auch Arbeiten in der Innenstadt gewinnen zunehmend an Bedeutung und werden die klassischen städtischen Nutzungen ergänzen, führte Dr. Theiss aus. Die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln, Sicherheit und Sauberkeit seien ebenfalls wichtig. Pop-Up-Konzepte und weitere Zwischennutzungen bedürften aufgrund ihrer verkürzten Planungs- und Umsetzungszeiten zudem schnelle Genehmigungsverfahren, forderte Dr. Theiss mit Blick auf die Stadt. „Insgesamt gilt: Wir brauchen ein gut aufgestelltes Citymanagement“, so Dr. Theiss. Die IHK stünde als Gesprächspartnerin in allen Fragen der Innenstadt-Entwicklung zur Verfügung.

Jan-Bernd Röllmann, Landesbeauftragter Hessen des Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V., ist sich sicher: „Innenstädte sind identitätsstiftend, Innenstädte sind Leben, Innenstädte sind Begegnungsraum. Innenstädte sind aber auch Wirtschaftsstandort. Um all dies zu erhalten, dürfen wir die Innenstädte nicht sich selbst überlassen. Gemeinsam mit den Partnern aus Handel, Dienstleistung, Immobilienbesitz und öffentlicher Hand müssen wir die Innenstädte in vielen Teilen neu entdecken, erfinden und vor allem neu denken. Konzepte müssen individuell auf die unterschiedlichen Quartiere und deren Bedürfnisse zugeschnitten sein. Dann, aber auch nur dann, wird die Transformation unserer Innenstädte gelingen.“

Aus der Perspektive eines erfahrenen Unternehmers berichtete Sven Weisbrich, Geschäftsführer der Frankfurter Brauunion: „Der Erfolg von Nutzungsmixkonzepten hängt entscheidend von verschiedenen Faktoren ab, darunter Lage, Wirtschaftlichkeit und Erlebniswert, der auf die Bedürfnisse und Interessen der Gesellschaft ausgerichtet ist. Insbesondere auf internationaler Ebene befinden wir uns jedoch noch am absoluten Anfang dieser Entwicklung. Die Resonanz auf innenstädtische Placemaking Konzepte wie DANZIG AM PLATZ, Massif Central oder NEUE KAISER belegen den Wunsch nach neuen, gesellschaftlich relevanten Orten und die Chance, Innenstädte wie auch Immobilien aufzuwerten. Um jetzt Fortschritte zu erzielen, sind schnelle administrative Prozesse, kreative Unternehmerinnen und Unternehmer sowie zentrale Orte von besonderer Bedeutung. In Frankfurt sehen wir unter allen deutschen Großstädten das größte Potenzial.“