IHK-Ausschuss Bau- und Immobilienwirtschaft: Bürokratie, Überregulierung und mangelnde Baulandausweisung bremst den Wohnungsbau


24. Februar 2023
Der Immobilienmarkt in FrankfurtRheinMain befindet sich zu Jahresbeginn 2023 in einem Spannungsfeld zwischen hohen Energie- und Rohstoffpreisen, erschwerten Finanzierungskonditionen durch gestiegene Bauzinsen, fehlenden Fachkräften und einer hohen Inflationsrate. Das wirtschaftliche Umfeld wird zum Bremsfaktor für die weiteren Neubauaktivitäten in der Region. 
Während die Konjunkturdaten aus dem Herbst 2022 für die Bau- und Immobilienwirtschaft noch historische Tiefstände seit 2014 aufwiesen, zeichnen die aktuellen Konjunkturergebnisse zum Jahresbeginn 2023 einen leichten Aufwärtstrend. „Nach dem ersten Schock der Energiekrise zeichnen die aktuellen Konjunkturergebnisse das Bild einer wirtschaftlichen Entspannung. Von einer Entwarnung kann aber keine Rede sein, denn die Unternehmen in der Bau- und Immobilienbranche bewerten ihre künftige wirtschaftliche Entwicklung in Summe immer noch überwiegend negativ“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main. 
Haupttreiber dieser Entwicklung sind für rund 73 Prozent der Unternehmen der Baubranche und 66 Prozent der Immobilienunternehmen die Energie- und Rohstoffpreise. Der Fachkräftemangel, ein seit Jahren strukturelles Problem in der Bauwirtschaft, ist für 71 Prozent der Betriebe ein Risikofaktor. Bei den Unternehmen der Immobilienwirtschaft geben mehr als die Hälfte der Unternehmen an, dass die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – insbesondere die Inflation, das Zinsniveau und die aktuelle Zurückhaltung auf dem Kaufimmobilienmarkt – ihnen Sorgen bereiten. 
In der Sitzung des IHK-Ausschusses Bau- und Immobilienwirtschaft, konstatiert Jürgen Conzelmann, Vorsitzender des Ausschusses Bau- und Immobilienwirtschaft: „Die Lage der Branche ist besorgniserregend, insbesondere im Hinblick auf den Wohnungsbau in FrankfurtRheinMain. Das Baugewerbe berichtet bereits von zum Teil massiver Zurückhaltung bei der Planung und Projektierung von Neubauvorhaben und das in einer Zeit, in der der Wohnungsbedarf in FrankfurtRheinMain aufgrund des Bevölkerungswachstums wieder steigt und beziehbarer Wohnraum für Fach- und Arbeitskräfte dringend benötigt wird.“ 
Im Rahmen der Sitzung wurden die Auswirkungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf den Wohnungsbau in FrankfurtRheinMain und der Status Quo bei den aktuellen Stadt-, Quartiers- und Projektentwicklungen in Frankfurt am Main diskutiert. 
Die Summe der derzeit vorhanden Herausforderungen für die Branche gefährdet die zukünftige Entwicklung des Immobilienmarktes in FrankfurtRheinMain: Ein Stimmungsbild der IHK Frankfurt am Main unter in der Region ansässigen bzw. tätigen Projektentwicklungen aus Dezember 2022 bestätigt, dass rund 75 Prozent der befragten Unternehmen ihre Neubauprojekte in geringem oder erheblichen Umfang zurückstellt. Auch bei Investitionen im Bestand herrscht derzeit eine deutliche Zurückhaltung, was unter anderem aus den gestiegenen Anforderungen an energetische Sanierungen und den allgemeinen baurechtlichen und bürokratischen Vorgaben resultiert.
„Ein Augenmerk sollte daher auf dem Abbau der Investitionshemmnisse liegen. Diese sind neben den Grundstückpreisen der Kostentreiber der letzten Jahre. Dazu gehören eine Reduzierung der Planungs- und Genehmigungszeiten ebenso wie eine Novellierung der jeweiligen Bauordnungen der Länder im Hinblick auf Einsparpotenziale sowie eine Überprüfung der kommunalen Satzungen und Förderrichtlinien im Dialog mit der Wirtschaft“, zählt Conzelmann auf. 
„Darüber hinaus sollten Kommunen jetzt verstärkt investieren und somit einen Einbruch der Baukonjunktur abmildern. Um ausreichend Flächen für gewerbliche Entwicklungen zu ermöglichen und den Wohnungsmarkt für Fachkräfte zu entlasten, sollten die Kommunen in FrankfurtRheinMain verstärkt Bauland ausweisen und Stadtentwicklung betreiben“, so Caspar weiter. „Auch wenn die städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme ‚Frankfurt Nordwest – Neuer Stadtteil der Quartiere‘ ein mittelfristig helfender Beitrag sei, helfe dies kurzfristig nicht. Wir brauchen jetzt mehr Baulandbereitstellung durch Bebauungspläne – gerade in der Kernstadt Frankfurt und in anderen Städten unserer Region mit Arbeitsplatzschwerpunkten“, fordert Caspar abschließend.