Industrie in Zahlen
Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage sowie der Beschäftigtenstatistik für den IHK-Bezirk Frankfurt am Main, Hessen und die Metropolregion FrankfurtRheinMain - Zahlen, Indikatoren, Entwicklungen, Prognosen, weitere Informationen
- Konjunkturelles Umfeld: International
Die konjunkturelle Lage im Frühsommer 2025: Globales Wachstum schwächt sich ab – US-Zollpolitik sorgt für Unsicherheit, EU liefert kaum Impulse für deutsche Industrie.Wachstum des globalen Bruttoinlandsproduktes schwächt sich abNach Angaben des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung betrug das globale Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr 2,8 Prozent, der globale Welthandel legte um 2,5 Prozent zu. Getragen wurde der Anstieg des Welthandels vor allem durch den Austausch zwischen China und dem Rest der Welt; während der Euro-Raum – nicht zuletzt wegen der schwachen Entwicklung der Industrie – negativ auf das Wachstum des Welthandels wirkte.Für das laufende Jahr sowie für 2026 ist jedoch mit einem verlangsamten Wachstum des globalen BIP zu rechnen. Der Sachverständigenrat prognostiziert für die beiden Jahre nur noch ein reales Wachstum von jeweils 2,1 Prozent. Stark dämpfend wirkt sich die erratisch erlassenen Einfuhrzölle der US-Administration und die Unvorhersehbarkeit der US-Zollpolitik aus. Die negativen Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftspolitik der Vereinigten Staaten könnten noch sehr viel tiefgreifender ausfallen, wenn die USA in eine Rezession rutschen oder es zu stärkeren Verwerfungen auf den Aktien- und Anleihemärkten kommt.US-Politik HauptrisikofaktorAm 28.05.2025 stellte jedoch der United States Court of International Trade einstimmig fest, dass die Einführung weitreichender Zölle im Rahmen des sogenannten „Liberation Day“ unter Berufung auf den International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) rechtswidrig war und der Präsident seine Befugnisse überschritten hat. Begründet wurde der Richterspruch damit, dass der IEEPA den Präsidenten nicht dazu ermächtigt, umfassende Zölle ohne klare gesetzliche Grundlage zu erheben. Die Begründung der Zölle mit Handelsdefiziten oder Drogenhandel stelle keine „ungewöhnliche und außergewöhnliche Bedrohung“ im Sinne des IEEPA dar. Zudem betonte das Gericht, dass der Kongress gemäß der US-Verfassung das alleinige Recht habe, den internationalen Handel zu regulieren.Gegen das Urteil hat die Trump-Administration umgehend Berufung eingelegt und am 29.05.2025 gewährte das Berufungsgericht (Federal Circuit) eine vorläufige Aussetzung der Entscheidung, so dass die Zölle vorerst in Kraft bleiben. Voraussichtlich wird der Fall dann beim Supreme Court verhandelt werden. Für Unternehmen und Verbraucher bleibt also vorerst ein Zustand großer Unsicherheit. Wie unvorhersehbar die Entscheidungen sind, zeigt auch die jüngste Ankündigung Trumps vom 30.05.2025, inmitten der laufenden Handelsgespräche mit der EU die Stahl- und Aluminiumzölle auf 50 Prozent zu verdoppeln. Dabei waren zusätzliche Zölle bis zum 09. Juli ausgesetzt worden (Hinweis: der Text wurde am 01. Juni 2025 abgeschlossen).Mögliche Umleitung chinesischer Produkte auf den europäischen MarktDer Handelskonflikt zwischen den USA und China wirkt sich auch auf die heimische Wirtschaft aus. Zum einen dämpft er das Wirtschaftswachstum in beiden für die deutsche Wirtschaft wichtigen Handelspartnern, zum anderen besteht das Risiko, dass chinesische Produkte zunehmend auf anderen Märkten abgesetzt werden, um so die Abhängigkeit von US-amerikanischen Markt weiter zu verringern. Dies würde den heute schon hohen Wettbewerbsdruck deutscher Hersteller weiter erhöhen.Bislang keine Wachstumsimpulse aus der EUDie Europäische Union ist nach wie vor der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Industrie. Insgesamt verlief das Wirtschaftswachstum nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Italien zuletzt schwach. Besser entwickelte sich zuletzt die Wirtschaft jedoch in den Niederlanden. Deutlich über dem EU-Durchschnitt wächst derzeit die spanische Wirtschaft. Hier war für 2024 ein BIP-Wachstum von 3,2 Prozent zu verzeichnen. Getragen wird das Wachstum dort vor allem vom privaten Konsum – zuletzt nahmen aber auch die Bruttoanlageinvestitionen zu. Für 2025 dürfte die Nachfrage aus dem EU-Ausland für die deutsche Industrie stabil verlaufen. Besondere Wachstumsimpulse sind nicht zu erwarten.Geschwindigkeit künftiger Zinssenkungen ungewissDie Zentralbanken stehen vor der Herausforderung, dass die US-Zollpolitik das globale Wirtschaftswachstum bremst, zugleich aber die US-Zölle und die Gegenmaßnahmen sich inflationär auswirken. Vor diesem Hintergrund hatte zuletzt auch die US-Notenbank trotz schwächelnder US-Konjunktur die Zinsen unverändert gelassen. Inwieweit es tatsächlich zu den für das 2. Halbjahr 2025 erwarteten Zinssenkungen in den USA kommt, bleibt abzuwarten. Die Europäische Zentralbank hat im April 2025 hingegen zum achten Mal seit 2024 die Leitzinsen gesenkt (Stand 06. Juni 2025). Die Inflation dürfte sich im Verlaufe des Jahres beim Zwei-Prozent-Ziel der EZB stabilisieren; gleichzeitig haben sich die Wachstumsaussichten im Euro-Raum verschlechtert. Daher ist im Verlauf des Jahres mit weiteren Zinssenkungen der EZB zu rechnen, so dass sich die Finanzierungsbedingungen für neue Unternehmenskredite verbessern werden.
- Konjunkturelles Umfeld: National
Die konjunkturelle Lage im Frühsommer 2025: Stagnation in Deutschland hält an – Industrie schwächelt, Konsum erholt sich nur langsam, Investitionswirkung noch ungewiss.Deutschland befindet sich in der StagnationDas reale Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2024 um 0,2 Prozent gesunken. Nach Prognosen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist auch im Jahr 2025 kein Wirtschaftswachstum zu erwarten. Während in Deutschland von einem „Nullwachstum“ auszugehen ist, wird für den Euro-Raum für das laufende Jahr von einem BIP-Wachstum von 1,1 Prozent ausgegangen. Deutschland befindet sich also nach wie vor in einer ausgeprägten Schwächephase und wird auch in diesem Jahr zu den Wachstums-Schlusslichtern innerhalb der EU gehören.Nachlassende internationale WettbewerbsfähigkeitDie Industrieproduktion war auch in den ersten Monaten des Jahres 2025 rückläufig. Zudem entwickelte sich der Export schwach, auch wenn es vor dem Hintergrund der drohenden Zölle in den USA zu einigen vorgezogenen Großaufträgen kam. Aus Sicht zahlreicher Industrieunternehmen hat sich die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert. Die hohen Energiepreise und steigenden Arbeitskosten haben zu einem Anstieg der Produktionskosten geführt. Hinzu kommt die schwache Produktivitätsentwicklung. Industrielle Wertschöpfung wird zunehmend von Deutschland nach China verlagert. Außerdem ist eine steigende Fertigungstiefe in China festzustellen. Zudem konnten zuletzt zahlreiche Schwellenländer, insbesondere in Südostasien, ihre Exportanteile aufgrund von Kostenvorteilen gegenüber Deutschland erhöhen.Privater Konsum erholt sich nur langsamDie hohe Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich negativ auf die Konsumbereitschaft der privaten Haushalte aus. So liegt der GfK-Konsumklimaindex nach wie vor deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Hinzu kommt die sich verschlechternde Lage auf dem Arbeitsmarkt. Im Jahresdurchschnitt 2025 dürfte die Arbeitslosenquote wieder deutlich über sechs Prozent liegen. Dennoch geht der Sachverständigenrat von einer leichten Erholung der Konsumnachfrage im Jahresverlauf aus und prognostiziert für 2025 einen Anstieg der Konsumgüternachfrage der privaten Haushalte um 0,4 Prozent. Stützend wirken sich dabei der Rückgang der Inflationsrate auf voraussichtlich 2,1 Prozent im Jahresdurchschnitt sowie ein weiterer Rückgang des Zinsniveaus aus.Konjunkturelle Belebung durch Finanzpaket möglich, aber nicht sicherIm März 2025 hat der Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/die Grünen mit einer Grundgesetzänderung ein Finanzpaket beschlossen, das in seinem Umfang seit der Wiedervereinigung einzigartig ist. Die fiskalischen Spielräume für Verteidigungsausgaben und öffentliche Investitionen wurden erhöht: Verteidigungsausgaben, die ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes übersteigen, können in Zukunft kreditfinanziert werden; ein „Sondervermögen Infrastruktur“ in Höhe von 500 Milliarden Euro soll zusätzliche Investitionen in den kommenden zwölf Jahren in Infrastruktur und Klimaschutz ermöglichen, und die Bundesländer können sich zukünftig jährlich in Höhe von 0,35 Prozent des BIP strukturell verschulden. Die makroökonomischen Auswirkungen des Finanzpaketes werden entscheidend davon abhängen, ob die zusätzlichen öffentlichen Mittel auch für zusätzliche Investitionen genutzt werden. Bei konsumtiver Verwendung droht die Gefahr, dass die Wirkung verpufft. Zudem dürfte die zusätzliche staatliche Nachfrage inflationär wirken, mit dem Risiko, in einzelnen Bereichen mit knappen Ressourcen (z. B. Bauwirtschaft) private Nachfrage zu verdrängen.
